Bieler Gemeinderat und Lokalpresse: Kommentare sollten keine Glückssache sein…

Der Kommentar im Bieler Tagblatt vom 13. April 2013 zur Arbeit des Bieler Gemeinderates zeichnet sich durch wenig Distanz und wenig Aufmerksamkeit aus. Es gäbe genügend Gelegenheit, sich ein differenzierteres Bild zu verschaffen, zumal kürzlich doch ganz bedenkenswerte Dinge im Stadtrat geschehen sind.

Was ist nicht gut? Nun, 100 Tage sind keine logische Grenze. Von der Baudirektorin wäre von der ersten Vorlage an mehr politisches Gespür für die neue Situation zu erwarten und der Stadtpräsident ist sehr wohl mitverantwortlich für ein ausgeglichenes Budget. Gemeinderat Feurer wird an seinen Wahlversprechen zu messen sein, wir werden ihn hoffentlich unterstützen, für die Beurteilung ist es heute viel zu früh. Völlig falsch ist auch die Einschätzung der Erfolgschancen von Cédric Némitz, der zwar kaum bürgerliche Politik betreiben wird, aber gegenüber seinem Vorgänger schon in den ersten drei Monaten Qualitäten gezeigt hat, die dem politischen Diskurs langfristig zuträglich sind: Er hört zu, denkt selbstständig und will offenbar verstehen.

Nun gut, es bleibt Raum zur Verbesserung. Mal sehen, ob Kritik auch ankommt…

Klassengrösse als Rahmen setzen – zumutbares Zeichen verlässlicher Finanzpolitik

Die Richtlinie des Kantons für Schülerzahlen legt den Normalbereich fest: 16 bis 26 Schüler/innen pro Regelklasse. Die Mitte dieses Bereichs ist 21 Schüler/innen pro Klasse. Die Stadt Biel ist mit ihrer Klassenplanung etwas darunter. Das muss angepasst werden, denn es ist keine grosse Sache und vom Kanton in der neuen Steuerung auch so gewollt:

Besonders grössere Gemeinden haben einen gewissen Spielraum, wie sie ihre Schüler/innen in Klassen einteilen wollen. Damit können sie die Kosten ihrer Schulen selber beeinflussen.“ (Das neue Finanzierungssystem für die Volksschule (NFV), Erziehungsdirektion des Kantons Bern, Version Februar 2012)

Die grosse Meta-Studie von Hattie (http://www.zeit.de/2013/02/Paedagogik-John-Hattie-Visible-Learning) zeigt klar, dass die Klassengrösse in vernünftigen Grenzen keinen Einfluss auf die Qualität hat. Für die besonderen Herausforderungen, die sich aus der Integration von Schülerinnen und Schüler nach Art. 17 Volksschulgesetz ergeben, gibt es zusätzliche Mittel und Hilfen. Sie machen es eben möglich, dass die durchschnittliche Klassengrösse in die Mitte des Normalbereichs zu setzen.

Ja, wir muten den Lehrerinnen und Lehrern etwas zu. Das ist ihre Arbeit, vor der wir grossen Respekt haben. Der Stadtrat kann mit gutem Gewissen, die durchschnittliche Klassengrösse auf 21 Schülerinnen und Schüler setzen und die Detailorganisation der Schulkommission oder dem Gemeinderat auf Antrag der Schulleitungen überlassen. So ist sichergestellt, dass den unterschiedlichen Bedingungen der einzelnen Schulen und Klassen Rechnung getragen wird.

Die durchschnittliche Klassengrösse bestimmt den Schulraumbedarf mit. Deshalb ist das Zeichen, das der Stadtrat mit einer generellen Klassengrösse von 21 setzt auch ein Zeichen für eine verlässliche Finanzpolitik.