Tannhäuser abgesetzt – was ist nicht auszuhalten?

Die Konfrontation mit der Vergangenheit hält nicht jeder und jede aus. Trotzdem muss sich jede Generation mit der Nazi-Vergangenheit auseinandersetzen. Dass die Deutsche Oper den Tannhäuser absetzt, ist falsch. Falsch deshalb, weil die drastische Erinnerung an die Schrecklichkeiten die Wachsamkeit angesichts ihrer Nähe immer wieder nötig ist. Nicht nur deshalb, weil ich selbst in schwachen Momenten romantisierend von der aufgeklärten Monarchie schwärme. Darin zeigt das Böse sich in der Maske der lässlichen Lust nach Macht. Es ist aber auch anders da: Vor wenigen Jahren äußerten befreundete Unternehmer und Juristen beim Nachtessen in Düsseldorf, Deutschland sei eben nicht gemacht für die Demokratie. Der Weg ist kurz, von da ist es nicht weit ins Töten. Deshalb will ich die langsame und zermürbende Politik hierzulande. Deshalb hat Theater, hat Kunst eine wichtige Funktion. Deshalb ist der Entscheid der Leitung der Oper falsch. Auch wenn nicht jeder und jede die Konfrontation mit der Vergangenheit aushält.

Das ist die Stellungnahme der Leitung der Deutschen Oper am Rhein (http://www.rheinoper.de/ am 09.05.13, 17.30 Uhr):

WAGNERS „TANNHÄUSER“ AB 9. MAI KONZERTANT IM OPERNHAUS DÜSSELDORF

            Der Leitung der Deutschen Oper am Rhein war im Vorfeld der „Tannhäuser“-Inszenierung von Burkhard C. Kosminski bewusst, dass sein Konzept und die szenische Umsetzung durchaus kontrovers aufgenommen werden würden. Mit allergrößter Betroffenheit reagieren wir jedoch darauf, dass einige Szenen, insbesondere die sehr realistisch dargestellte Erschießungsszene, für zahlreiche Besucher sowohl psychisch als auch physisch zu einer offenbar so starken Belastung geführt haben, dass diese Besucher sich im Anschluss in ärztliche Behandlung begeben mussten. Nach Abwägen aller Argumente sind wir zu dem Schluss gekommen, dass wir eine solch extreme Wirkung unserer künstlerischen Arbeit nicht verantworten können. Ein völlig unverändertes Weiterspielen dieser Produktion ist uns vor diesem Hintergrund nicht möglich. Im intensiven Gespräch mit dem Regisseur Burkhard C. Kosminski haben wir die Möglichkeit der Abänderung einzelner Szenen diskutiert. Dies lehnt er aus künstlerischen Gründen ab. Selbstverständlich haben wir auch aus rechtlichen Gründen die künstlerische Freiheit des Regisseurs zu respektieren. Wir haben uns daher entschieden, den „Tannhäuser“ ab dem 9. Mai konzertant aufzuführen. Gekaufte Karten behalten ihre Gültigkeit. Sofern ein Vorstellungsbesuch nicht gewünscht ist, kann im Vorfeld ein Umtausch der Karten erfolgen.

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