Sonntagabend. Die Reportage von Andrea Nikisch wird schon vor der Ausstrahlung kommentiert und kritisiert. So berührend wie die Geschichte, die sie zeigt, so bunt die Leute, die ihre schnellen Kommentare ins Netz stellen. Gehöre ich dazu?
Nicht zu den Religiösen. Und auch nicht zu den Verschwörungstheoretikern. Zu den Rücksichtslosen gehöre ich wohl. Zu denen, die einen gewählten Gemeinderat für das nehmen, was er sein sollte: Fähiger Direktor in schwierigem Umfeld. Ja, ich habe auf den Mann gespielt, weil der Mann entschieden hat, da hineinzugehen. Ist das fair?
Wer den Film bis zum Ende aushält, erhält eine Antwort, die so schockierend wie wohl zu kurz gegriffen ist.
„Warum bleibt einer, wenn er nicht willkommen ist?„, fragt Andrea Nikisch. Aus dem penibel aufgeräumten Büro gefallen, tauchen wir in seinem Haus auf, erfahren Intimes, sehen Schönes. Dann Stadtrat, Feurer beim Reden, die Stadträtinnen und Stadträte vor der Kamera. Null Rückhalt – und zurück ins Private, in die Familie. Kann ich diesen sympathischen Menschen so plagen, wie ich es getan habe? Die Reporterin fragt nach, Feurer sieht den Widerspruch nicht, stellt die richtige Frage. Da war doch eine Aussage, eine Darstellung, die nicht richtig ist? Da stimmt doch wieder etwas nicht? Zurück ins Büro, hin und her, fast unmöglich noch etwas richtig zu machen. Nervosität, Feurer geht mit dem Mikrophon und seinem Direktionssekretär fort. Dann denkt er über seinen Rücktritt nach, bevor wir ihn die Generalversammlung der Gay-SVP leiten sehe: „Wir wollen, dass unsere Partei uns anerkennt.“ Ihn anerkennen, ihm Respekt entgegen bringen, ihn mögen und trösten: Ist es das, was er sucht? Warme Farben im Jahu, der Gesang, der Verlust der Freundschaften, die Duldung und die Sehnsucht des Einsamen. Bleiben. Wir sind im Blöschhaus, der Stadtpräsident redet, es ist fast nicht mehr zum Aushalten. Unterstützung oder Bevormundung? Es hilft ihm keiner. Verbrannte Füsse, Selbstmord der Mutter. Die Antwort, „warum jemand trotz Schmach und Verletzung bleibt„. Man muss ausharren.
Ich habe auf den Mann gespielt, weil der Mann entschieden hat, da hineinzugehen. Ist das fair? Ja und Nein. Beat Feurer tut mir leid. Trotzdem tut seine Geschichte nichts zur Sache, wenn es um die Zukunft der Stadt geht. Es war unverantwortlich, ihn in diese Situation zu bringen. Gab es in der Führungsriege der Partei keinen, der die berufliche Ausbildung hat, solches zu erkennen? Er hat niederträchtig gehandelt.
Seine Rechnung geht hingegen auf. Die Sendung ist zu Ende. Giacobbo/Müller läuft, die Kommentare sind grösstenteils bewundernd. Die Reportage hat Feurer gestützt.