Gemeinderat in Nöten

Wie der Schlagabtausch zum Bericht zur Sozialdirektionsaffäre zahm beginnt, ein Feuerwerk sieht und nicht so richtig Fahrt aufzunehmen in der Lage ist.

Die Galerie ist namhaft besetzt, wie selten. Wird es interessant? Wie erinnerlich, gab es einige Wirren um den Sozialdirektor der Stadt Biel. Vor einem Jahr habe ich aufgehört, systematisch darüber zu berichten, die Geschichte entwickelte sich zur Teamentwicklungsveranstaltung des Gemeinderats. Das zeigt sich auch in den Empfehlungen der Geschäftsprüfungskommission heute (25.02.16) Abend.

Erich Fehr sass heute schon vor sieben Uhr in seinem Büro, das Blöschhaus war sonst noch dunkel. Er hat sich gut vorbereitet, redet schnell und liest ab. Im Nachhinein komme man durchaus zum Schluss, man hätte anders handeln können. Wenn er jetzt schon redet, dann versucht er das Feld zu besetzen. Das gelingt ihm offensichtlich gut. Er kündigt an, dass neun der zwölf Empfehlungen umgesetzt würden, wie der Stadtrat gestern auch schon schriftlich informiert worden ist. Der Stadtpräsident zeigt die Qualität des politisch Geprüften, seine Ausführungen sind logisch, ziemlich ruhig und gewöhnlich. Zwei Gesichter sind versteinert da vorne am Gemeinderatstisch, unbegründet, wie sich später zeigen wird. Die Zusammenarbeit im Gemeinderat sei besser geworden, dass sei eine gute Nachricht für die Bevölkerung.

Max Wiher fordert auf, auf eine weitere Schlammschlacht zu verzichten. Das wird auch geschehen, kaum jemand hat Lust dazu.

Maurice Paronitti, in gewohnt eloquenter Natur, für unsere Fraktion, spricht vom Malaise, das in der Sozialdirektion und dem Gemeinderat geherrscht habe. Es sei ruhiger geworden und man stelle fest, dass die nötige Zusammenarbeit wieder stattfinden. Trotzdem dürfen die Augen nicht geschlossen werden. Wir sind mit der GPK nicht einverstanden, die Massnahmen des Gemeinderates seien in Kenntnis der Situation damals durchaus richtig gewesen und der Sozialdirektor habe sich ja selbst beschuldigt, letztmals im Journal du Jura vom 8. Februar 2016: „C’est évident que j’ai commis des erreurs, tout comme d’autres.“

Der Grüne Sprecher stellt Führungsschwäche des Sozialdirektors fest, die nicht widerlegt worden sei. Da habe die SVP die Verantwortung nicht wahrgenommen, gute Leute aufzustellen.

Die Sprecherin der SP-Fraktion fragt sich, ob ein weiterer Bericht nicht nochmals widersprechen würde. Für sie gebe es vielleicht noch Punkte, die sie als Vorstösse bringen würden.

Es geht gesittet zu und her in unserem Parlament, die Sitzung läuft seit einer Stunde.

Reto Gugger lobt namens seiner Fraktion die Geschäftsprüfungskommission und will keine Schlammschlacht, auch er nicht. Sie werden auch keine Vorstösse einreichen, damit die Affäre zur Seite gelegt werden kann.

Adrian Dillier tritt auf und dankt der GPK, ihre Empfehlungen seien aber lauwarm. Dann geht er minutiös auf die Einzelheiten ein, widerlegt, interpretiert, empfiehlt und verurteilt. Es ist ruhig im Parlament, während er wieder „Intrige“ sagt und verschiedene persönlich angreift, jetzt sogar den Stadtpräsidenten, unmissverständlich. Sie kommen alle dran, die Intrige wird jämmerlich, die Stadt wurde in Verruf gebracht. Sie hätten politisch kriminell agiert. Stadtpräsident Fehr sei der Drahtzieher der Intrige.

Andreas Bösch legt dar, wann die GPK informiert wurde und wie sie die Aufsichtsfunktion schon früher wahrgenommen worden ist. Das sei selbstverständlich auch vertraulich.

Jetzt sind die Einzelsprecher dran. Sie sind bedächtig, besonnen. Bis auf einen: Adrian Dillier legt nach und erinnert, wie unfair der Direktionssekretär behandelt wurde. Womit er recht hat.

Erich Fehr redet namens des Gemeinderates, bedauert die Angriffe auf Einzelpersonen der Verwaltung. Die Vorwürfe seien nicht zu belegen und zu begründen. Der Gemeinderat sei gestärkt worden. Das Votum ist kurz, danach ergreift keiner mehr das Wort.

Und die Karavane zieht weiter…

FDP: Ziel erreicht, Unverständnis und Verantwortung

Mit der Veröffentlichung des Berichts Hubacher zur DSS hat die Bieler FDP ihr Ziel erreicht. Sie wertet dies als Erfolg des politischen Drucks, den sie in den vergangenen Monaten erzeugt hat. So hat Mitgliederversammlung am 10. November 2014 vom Gemeinderat Transparenz gefordert und Ende Dezember beim Regierungsstatthalter Beschwerde eingereicht. Seit langem haben FDP-Stadträte mit deutlichen Worten und Vorstössen dafür gekämpft, dass die Situation im Sozialdienst offen gelegt wird.

Die Haltung des DSS Direktors zu den Schwierigkeiten in der Abteilung Soziales kann die FDP nicht verstehen. Sie war zwar die erste, aber nicht die einzige Partei, die lange vor den letzten Wahlen auf die Missstände aufmerksam gemacht hat. So hat sie sich aktiv für die Aufklärung des EJS-Skandals stark gemacht. Dem Direktor DSS war bekannt, was er antreffen würde. Er hat sich selbst darum bemüht, diese Direktion zugeteilt zu bekommen. Dazu sollte er stehen können.

Den Wählerinnen und Wähler empfiehlt die FDP, den Bericht zu lesen und sich eine eigene Meinung darüber zu bilden.

In der Pflicht ist auch der Gemeinderat. Er hat die Verantwortung übernommen. Die FDP erwartet, dass er transparent zeigt, wie er die Wirksamkeit der ergriffenen Massnahmen prüft. Im Geschäftsbericht 2015 müssen zwingend Erfolge sichtbar sein.

Medieninformation FDP.Die Liberalen Biel vom 29.01.15

Bericht Hubacher

Feurers Rücktritt und Nachfolge – doppelte Mission Impossible

Welche Hindernisse Feurers längst fälligem Rücktritt und einer valablen Nachfolge entgegenstehen. Welches Vergnügen die Posse bereiten könnte, wenn es nicht um viel Ernsthafteres gehen würde. Und warum diese doppelte Mission Impossible alle in die Pflicht nimmt.

Beat Feurer ist wahrlich nicht zu beneiden. Und jetzt hat er noch den richtigen Ausgang verpasst. Dabei war er vor dem Gemeinderat beruflich nicht sonderlich erfolgreich, im Gegenteil. Müller, Dillier und Konsorten haben den willigen Naiven trotzdem auf ihren Schild gehoben. Was haben wir ihnen zu erklären versucht, dass dies in die Katastrophe führt! Beat Feurer hingegen war glücklich und nett. Er konnte endlich sich selbst sein, in all seinen Widersprüchen und seinem raschen Verzeihen. Schnell wurde er dann zum Getriebenen der Ankündigungen seiner Leute und seines eigenen lockeren Mundwerks. Ihm fehlte die Erfahrung, ihm fehlte die Hausmacht und ihm fehlte allenthalben der Respekt in Politik und Verwaltung. Nicht nur in den Gemeinderatssitzungen wurde er offensichtlich zur manipulierten Witzfigur degradiert, wenn seine Arbeit immer wieder für unbrauchbar beurteilt wurde. Wer seine Voten im Stadtrat liest, die mit dem Protokoll auch richtig aktenkundig sind [1], der schwankt zwischen Abscheu vor den Peinlichkeiten und tiefem Mitleid mit einem, der seiner Aufgabe nicht gewachsen ist. Mich hat das zuerst auf die Palme gebracht. Das war dumm von mir, denn er konnte nicht besser. Habe ich es gehofft? Ja, ich habe es eben auch in naiver Gutmütigkeit geglaubt: Beat Feurer muss doch ehrlich, rechtschaffen und halbwegs in der Lage sein, wenigstens gezielt in die gute Richtung zu arbeiten. Ist er nicht. Die einfachen Gemüter unter uns haben sich in die Irre leiten lassen. Und so steht er jetzt vor dem Nichts, denn der finanzielle Absturz wird schmerzlich tief sein. Es wird mit dieser offen manifestierten Unfähigkeit ausgesprochen schwierig sein für ihn, wieder Fuss zu fassen. Unter diesen Umständen kann man ihm nicht verargen, dass er bleibt. Bis zum Schluss.

Wenn aber seine Weggefährten ihre Verantwortung wahrnehmen und ihm eine wirtschaftlich angenehme Zukunft sichern? Oder wenn er im Zwiegespräch zur Einsicht kommt, er habe genug gelitten? Oder der Verwundete ohne Hilfe strauchelt? Dann wird es noch viel schwieriger. Bevor Matthias Müller sich dadurch diskreditierte, dass er so tat [2], als hätte er den Bericht nicht gesehen, habe ich ihn aufgefordert, in die Stadt zu ziehen und Beat Feurer zu ersetzen. Ja, das ist Widersprüchlich, denn ich habe ihn öffentlich und zu Recht vor zwei Jahren einen Brunnenvergifter genannt. Jedoch ist er im Oktober 2014 der einzige gewesen, der der Aufgabe gewachsen und halbwegs wählbar gewesen wäre. Mit seiner impliziten Schummelei wird es jetzt auch schwierig. Doppelt schwierig. Die Partei müsste ja, wenn sie ihren eigenen Aufruf zur fairen Wahl ernst nehmen würde, zunächst keinen Kandidaten, keine Kandidatin stellen. Dann in der Wahl aber mit einem Mann antreten, der Gefahr läuft zu verlieren. Wer möchte schon auf einen unehrlichen Gemeinderat einen nächsten wählen, der uns erst unter Druck die halbe Wahrheit sagt?

Das persönliche Risiko von Matthias Müller hingegen ist eher klein: Den harten, gradlinigen Berufsmilitär wird sein Parteikollege an der Spitze des Departementes wohl nach einer Abwahl zurücknehmen. Der Einsatz für die Familie aber erheblich.

Für jeden andern Kandidaten, für jeden Gegner gilt Ähnliches: In der Ersatzwahl gewinnen und kaum ein Jahr später abgewählt werden, ist das attraktiv?

Nun, wir können uns auf ein paar interessante Monate einstellen. Ich würde dem mit Vergnügen zuschauen, wenn es nicht um etwas viel Ernsteres ginge, mit dem man nicht spielt: Um unsere Stadt, um unsere Sozialhilfe, um unseren Wohlstand und um unsere Zukunft. Wer wäre ob der Vorfälle nicht angeekelt?

Deshalb müssten wir über die Parteigrenzen hinweg einen Nachfolger unterstützen, der halbwegs integer und der Aufgabe gewachsen ist. Deshalb müssten wir zusammenstehen, trotz oder gerade wegen unserer Fehleinschätzungen der Vergangenheit.

[1] Zum Beispiel im Protokoll vom 6. Juni 2013, S. 299f :“ (…) ich höre es gerne, dass Sie auf dieser Dienststelle mehr Personal wünschen. Ich muss Sie aber darauf hinweisen, dass nicht nur die personellen, sondern auch die finanziellen Ressourcen beschränkt sind. Der Gemeinderat muss sich an den Rahmen seiner Möglichkeiten halten. Selbstverständlich hätte auch ich gerne mehr Personal in der Dienststelle Bevölkerung. Es stimmt auch, dass die dortige Situation manchmal nicht sehr attraktiv ist. Diese Woche beispielsweise reichte die Warteschlange der Anstehenden fast bis ins Parterre. Das ist nicht gut! Der Gemeinderat sucht aber nach Lösungen. Wenn mehr Personal nicht drin liegt, so sollten doch wenigstens die Organisationsformen angepasst werden. Sie können der vorliegenden Beantwortung dazu mehr entnehmen: Zum einen kann sich die Dienststelle Bevölkerung räumlich anders organisieren. Das ist derzeit in Arbeit: Es wird also geprüft, ob im Gebäude selber die Raumaufteilung reorganisiert werden kann oder auch extern neue Räumlichkeiten gefunden werden können, die eine flexiblere Personaleinteilung erlauben. Das bedingt somit auch die Umnutzung von einzelnen Räumen, die zurzeit noch für die Aktenablage genutzt werden. Ich weiss nicht, wer bereits einmal auf der Dienststelle Bevölkerung war. Es ist jedenfalls so, dass sich dort die Akten türmen und dies nicht nur auf den Bürotischen, sondern wirklich überall. Ebenfalls abgeklärt wird deshalb, ob allenfalls ein Archivierungssystem eingeführt werden könnte, dank welchem die Akten physisch anderswo abgelegt werden könnten und dadurch wieder Raum geschaffen werden könnte. Leider kann ich heute noch nicht sagen, bis wann diese Abklärungen dauern werden, das liegt in der Natur der Sache. Vielleicht gibt es inskünftig also einmal eine Software-Lösung oder es werden andere Räumlichkeiten gefunden. Wann dies aber soweit sein wird, kann ich heute noch nicht sagen. Ich kann Ihnen aber versichern, dass der Gemeinderat an diesem Problem dran bleibt. Auch diese Woche habe ich direktionsintern dazu jedenfalls wieder verschiedene Gespräche geführt und die nächste Schritte besprochen.
Als Letztes doch ein paar Ausführungen zum bargeldlosen Zahlungsverkehr: Auch diese Abklärungen laufen. Ein solcher würde sicher weitere Erleichterungen für das Personal bringen. Zudem könnten solche Vereinfachungen eingeführt werden, ohne dass zusätzlich Personal eingestellt werden muss. So könnten inskünftig Personen, die lediglich Gebühren zahlen wollen, dies bargeldlos tun und dadurch auch den Schalterdienst entlasten. Soweit der Zwischenstand. Weitere Abklärungen sind im Gange.

 

[2] Bevor bekannt wurde, dass er den Bericht bereits gesehen hatte, erweckte Matthias Müller den Eindruck, er habe keine Ahnung von diesem Bericht (siehe bspw. die Kommentare zum Kommentar von Eva Berger im Bieler Tagblatt (18.12.14)). Danach behauptet er, der Bericht sei nicht vertraulich (Journal du Jura, 19.12.14).

Kalif? Das ist doppelt falsch, Mohammed!

Des honorablen Stadtrats Mohammed Hamdaouis Voten und Texte sind fast immer ein Vergnügen. Der Mann beherrscht Sprache und Rhetorik virtuos und scheinbar aus dem Stegreif. Was er sich aber in der Bieler SP-Zeitung (November 2014) leistet, ist wahrlich kein Meisterwerk.

Fangen wir beim Nebensächlichen an: Wo habe ich den Staat verhöhnt, mein Lieber? Ja, ich will nicht, dass der Staat uns die Verantwortung wegnimmt. Ja, ich will keinen real existierenden Sozialismus, der das Individuum verhöhnt. Ich will aber, dass sich Leistung lohnt. Trotzdem gibt es für mich unabänderliche Staatsaufgaben: Bildung, Infrastruktur, Gewalthoheit und Soziale Sicherheit. Die sind in ihrem Kern auch nicht auszulagen, die muss der Staat in der Hand behalten. Auch stehe ich für nachhaltige Entwicklung ein: Wir müssen überzeugt sein, dass wir den nächsten Generationen gleich viel Freiheit in der Gestaltung ihres Lebens lassen, wie wir sie haben. Bedeutet, dass wir den Verbrauch von Ressourcen durch Innovation rechtfertigen müssen. Das ist nicht „gegen seine [i.e. des Staates] Grösse“ rebellieren, sondern einfach dafür sorgen, dass auch der Staat effizient ist, unsere Freiheit nicht unnötig beschränkt und nicht Ressourcen für Aufgaben verbraucht, die dem aufgeklärten Bürger anheim gestellt werden müssen. Wenn dann Hamdaoui auch noch Empörung über Kosten generell sieht, respektiert er nicht nur den politischen Gegner nicht, sondern schiesst schlicht übers Ziel hinaus. Schlechter Stil, den ich selbst oft nicht vermeiden kann. Den ich aber Hamdaoui nicht zugetraut hätte, Mohammed führt da normalerweise ein feineres Schwert.

Richtig doppelt falsch wird es da, wo mir zum zweiten Mal aus diesem Lager abenteuerliche Ambitionen zugeschrieben werden. Das geht bei Mohammed Hamdaoui dann so: „Fragt sich, ob ihre wahren Gründe nicht vielmehr die sind, selbst den Platz des Kalifen einzunehmen zu wollen?“ Zuerst würde man versucht sein, die Frage mit Ja zu beantworten. Denn dass ich Gemeinderat werden will, habe ich nie versteckt. Eine rhetorische Frage also? Nicht ganz, denn es steht nicht „Gemeinderat“ sondern „Kalif“. Der Kalif ist ein politisch-religiöser Führer. Der kleinere Fehler liegt darin, dass es in Biel keinen Kalifen geben wird, da wir hier das islamische Recht nicht anwenden. Ist ja auch nur eine rhetorische Figur, eine Metapher. Der grössere Fehler ist derjenige der religiösen Führung. In der Sozialdirektion geht es um Handwerk, nicht um Glauben. Es geht darum, die schwierige Aufgabe zu verstehen und die Führung durch harte Arbeit zugeschrieben zu bekommen. Wer diese Direktion aus dem Schlamm ziehen will, muss sich das Vertrauen der Front, der Sozialarbeiter/innen und Sozialarbeiter wie der Unterstützen erkämpfen. Wohl durch zuhören und unterstützen. Dabei darf er gleichzeitig sein Ziel nicht aus den Augen verlieren. Er wird also zu jeder Zeit klar zeigen müssen, was er will und gleichzeitig Verbündete dafür suchen. Dafür braucht er Erfahrung und Ausbildung. Fast wie ein Kalif, aber eben ohne den Anspruch religiöser Führung.

Mohammed Hamdaoui, deine Worte schätze ich, auch wenn ich deine politische Position nicht teile. Diesmal bist du im Schluss nur teilweise richtig gelegen. Dazwischen hat das Schwert deiner Zunge sich in der Erde stumpfgeschlagen. Gib acht, dass du es nicht kaputt schlägst, es wär mir leid!

Scherz? Urteilen Sie selbst.

Der Sozialdirektor behauptet, er könne sich ja nicht verteidigen, weil er nichts sagen dürfe. Derbe Scherze mit dem Personal, wie er sie sich leistet, machen auch ohne diese Einschränkung sprachlos.

Stellen Sie sich vor, ihr Chef erklärt Ihnen, die versprochene Beförderung finde jetzt nicht statt. Dabei wurde Ihnen etwas ganz anderes versprochen. Was geht in Ihnen da vor? Sie werden sich ärgern, möglicherweise. Dann werden Sie sich wehren und sich erkundigen. Wenn dann Ihr Chef sagt, es sei bloss ein Scherz gewesen, er hätte testen wollen, ob sie zu ihm halten, was denken Sie dann?

Reden konnte er offenbar, ziemlich frei, ziemlich eindeutig. Fraglich, wie er das schönreden könnte. Ach ja, gelogen hat er so nebenbei offenbar auch noch.

Der Tatbestand ist im Bericht Hubacher zweifelsfrei dokumentiert:

„Am 12.9.2014 verfasste (…) eine Mail an einen Abteilungsleiter, für welche im Nachhinein Herr Feurer die Verantwortung übernahm. Darin teilt er mit, die Beförderungsanträge lägen zwar unterschrieben bereit, doch habe der Gemeinderat aufgrund der Sparmassnahmen entschieden, bis auf weiteres alle Beförderungen zu sistieren. Da ein solcher GRB nicht existiert, erklärte Herr Feurer auf Nachfrage, es sei nur darum gegangen, das Loyalitätsverhalten des Kadermitarbeiters zu überprüfen.

In der Befragung begründete Herr Feurer weiter, es habe sich um einen reinen Scherz gehandelt, den er unter den gegebenen Umständen sicher nicht mehr machen würde.“ (Bericht zur Administrativuntersuchung in der Direktion Soziales und Sicherheit der Stadt Biel, Hubacher, 17.10.2014)

FAI: So macht das keinen Sinn.

Heute (07.10.14) haben Alain Pichard und ich den Rücktritt aus der Arbeitsgruppe zur Reorganisation der Fachstelle Arbeitsintegration erklärt:

„Die beiden Bieler Stadträte Leonhard Cadetg (FDP) und Alain Pichard (GLP) treten mit sofortiger Wirkung aus der Arbeitsgruppe“Wie weiter mit der FAI?“ der Sozialdirektion zur Reorganisation der Fachstelle Arbeitsintegration aus. Sie akzeptieren nicht, dass der Gemeinderat und die Verwaltung den Willen des Stadtrates einfach missachten. Dem Direktionssekretär und dem externen Berater danken sie für die Arbeit und sichern ihnen ihre volle Unterstützung zu.

Im Februar dieses Jahres beschloss der Stadtrat, die FAI nur noch als eine Triagestelle führen zu lassen und den Stellenetat auf vier Vollstellen zu reduzieren (siehe Protokollauszug).

Daraufhin berief der Sicherheits- und Sozialdirektor die Arbeitsgruppe „FAI-Wie weiter?“ ein. Dieser Arbeitsgruppe gehörten neben den beiden Stadträten Leonhard Cadetg und Alain Pichard auch die Stadträtin Anna Tanner (SP) und ein bestens ausgewiesener externer Berater an. Geleitet wurde diese Arbeitsgruppe vom Direktionssekretär der Sozialdirektion. In ihren Sitzungen hat sie verschiedene Varianten der Umsetzung der stadträtlichen Motion diskutiert. Die beiden Stadträte Leonhard Cadetg und Alain Pichard sprachen sich dafür aus, diejenigen Varianten weiterzuverfolgen, die dem Willen des Stadtrates entsprechen. Entgegen der Aussagen anlässlich der Debatte vom 16.01.14 hat der Gemeinderat nun offenbar weder die Kürzung des Stellenetats umgesetzt, noch ernsthaft die Umsetzung der Motion vorangetrieben. Dadurch hat er offensichtlich auch die Renitenz der Verwaltung gegen den Stadtratsbeschluss gestützt: Die FAI-Verantwortlichen wehren sich gegen jede Reduktion.

Die Stadträte Alain Pichard und Leonhard Cadetg sehen unter diesen Voraussetzungen in der Mitarbeit in der Arbeitsgruppe keinen Sinn mehr und verlassen diese ab sofort.

Zur Erinnerung: Nach der Offenlegung der chaotischen Finanzierung und der ineffizienten Arbeitsweise der FAI, die auch personelle Konsequenzen hatten, wollten die Motionäre[1] die FAI vorerst ganz abschaffen. Sie kamen dem Gemeinderat widerwillig entgegen und akzeptierten in ihrem Vorstoss die Triagefunktion der FAI. Im Gegenzug erwarteten sie eine rasche Umsetzung. Heute muss festgestellt werden, dass die Verantwortlichen dieses Entgegenkommen in keiner Weise würdigten, sondern im Gegenteil stur an einer ineffizienten, teuren und doppelspurigen FAI festhalten wollen. Dass nun der Gemeinderat der Stadt mit der höchsten Sozialquote der Schweiz dieses Verhalten noch unterstützt, ist in keiner Weise nachvollziehbar.

Mit grosser Sorge werden die Entwicklungen in der Sozialdirektion und im Gemeinderat beobachtet. Renitenz und Uneinsichtigkeit werden geschützt, während das mutige und entschlossene Handeln seitens Direktionssekretär offensichtlich bestraft wird.

Leonhard Cadetg und Alain Pichard möchten sich beim Direktionssekretär ausdrücklich für die kompetente und zügige Arbeitsweise bedanken. In diesen Dank schliessen sie auch den beigezogenen externen Berater ein, dessen Sachkenntnis für die Arbeit von hohem Wert gewesen sind. Ebenfalls bedanken sie sich bei Anna Tanner, die immer kritisch-loyal und konstruktiv mitarbeitete.

 Wenn Parlamentsbeschlüsse so offensichtlich missachtet werden sollen, droht ein unnötiger Konflikt, den die Parlamentsmehrheit nicht gesucht hat, auf den man es seitens des Gemeinderates aber offensichtlich drauf ankommen lassen will.

Das kann nicht im Interesse der Stadt sein, die sich vor gewaltigen Finanzproblemen gestellt sieht und deren Bewohner ein Recht auf lösungsorientierte Massnahmen seitens der Politik haben.“

[1] Motion 20130351, Stefan Kaufmann, Fraktion FDP/PRR/ EVP/EDU, Martin Scherrer, Fraktion SVP/Die Eidgenossen, Nathan Güntensperger, Fraktion GLP, Reto Gugger, Fraktion BVP/CVP/BDP, «Beschränkung der Fachstelle Arbeitsintegration auf eine reine Triagefunktion», http://test.cadetg.ch/wp-content/uploads/2014/10/IN_FAI_SR_140116.pdf