Reorganisation der Arbeitsintegration

„Der Gemeinderat wird aufgefordert,

  1. die Fachstelle Arbeitsintegration aufzuheben und
  2. das Controlling der Arbeits- und Integrationsangebote sicherzustellen.

Begründung

Die Untersuchungen einer parlamentarischen Gruppe im Umfeld der Fachstelle Arbeitsintegration haben ergeben, dass die Wirkung der Fachstelle Arbeitsintegration in keinem Verhältnis zum Aufwand steht. Sie ist zur Überzeugung gelangt, dass die Aufgaben von den Sozialarbeiter/innen und den Anbietern von Arbeits- und Integrationsangeboten in genügender Qualität erfüllt werden können.“

Wir haben ein grosses Ziel: wir wollen, dass die Lasten der Sozialhilfe gerechter unter den Gemeinden und Regionen unseres Landes geteilt werden, dass Leute guten Willens in unserer Gesellschaft ihre Chance packen können, dass Leistung sich lohnt und dass die Finanzen der Stadt Biel ins Lot kommen.

Der Weg ist steinig und alles andere als einfach. Wir haben an einem verhältnismässig einfachen Ende begonnen, wir haben uns die Fachstelle für Arbeitsintegration vorgenommen. Zuerst wollten wir einfach wissen, warum die einen Anbieter von Arbeitsprogrammen bevorzugt und die andern geschnitten werden. Wir haben uns das aber viel zu einfach vorgestellt. Je mehr wir über Abhängigkeiten, Freund- und Feindschaften, Sozialstrategien und Zahlen, Böse und Gute, Bevormunden und Beraten erfahren haben, desto mehr entstand das Bild eines dicht gewobenen, monsterhaften Wesens mit einem Panzer aus moralischer Unterstützungspflicht.

Wir wurden bald einmal als Eindringlinge erkannt. Gefangene des Netzes wandten sich hinter vorgehaltener Hand an uns. Uns wurde gedroht, wir wurden gelockt und es wurde bei befreundeten Kräften vor uns gewarnt. Selten wurde so schlecht von mir geredet, ohne dass ich irgendetwas anderes gemacht hätte, als zu fragen.

Das war aber nicht ausschlaggebend, dass wir die Motion „Reorganisation Arbeitsintegration“ starteten. Wir haben gesehen, wie sehr diese Organisation die Bedürfnisse der darin Tätigen befriedigt. Dies ohne den Nachweis ihrer Wirksamkeit zu erbringen. Beispiele? Wenn Nidau eine Seite über einen arbeitswilligen Sozialbezüger lieferte, waren es von Biel zwölf Seiten. Hatte die GAD-Stiftung nach sechs Monaten noch 7% derer, die vom FAI zur Arbeit gemeldet wurden, dann schafften die Grenchner – verkleidet als die Zukunft von Biel, weil offenbar etwas versteckt werden soll? – 35% der Hälfte der Arbeitswilligen in weniger als einem Drittel der Zeit. Ein Erfolg, 35 ist grösser als 7. Ja?

Irgendwann weiss keiner, wo ihm der Kopf steht. Spätestens wenn der Gemeinderat darüber nachdenkt, die Beantwortung der Interpellation zurückzuziehen, weil er selbst nicht genau weiss, wie die Millionen geflossen sind. Jedenfalls sind sie weg.

Nun ist es so, dass grosse Rätsel manchmal einen kleinen aggressiven Eroberer brauchen, der sie mit einem Kurzschwert zerschlägt. Der gordische Knoten des FAI braucht uns, jetzt.

Wenn die Fachstelle Arbeitsintegration dereinst nicht mehr ist, wird kein Arbeitswilliger leiden. Im Gegenteil: Er kann rasch und unkompliziert den Anbietern von Arbeits- und Integrationsangeboten zugewiesen werden. Und es werden zusätzliche Arbeitsintegrationsstellen erzeugt werden mit dem Kantonsgeld, dass dann nicht für Abklärungen, sondern fürs Angebot gebraucht wird.

Wir haben ein grosses Ziel: wir wollen, dass die Lasten der Sozialhilfe gerechter unter den Gemeinden und Regionen unseres Landes geteilt werden, dass Leute guten Willens in unserer Gesellschaft ihre Chance packen können, dass Leistung sich lohnt und dass die Finanzen der Stadt Biel ins Lot kommen. Die Motion ist ein erster kleiner Schritt.

Arbeitsprogramme und vielfältige Beziehungen in der Sozialhilfebranche – schwer zu verstehen

Es war schon von Anfang an klar, dass dies nicht einfach werden würde: mehr Gerechtigkeit in der Verteilung der Fälle in der Region und mehr Effizienz in der Sozialhilfe schafft keiner von heute auf morgen, selbst wenn die Mehrheiten im Bieler Stadtrat greifbar wären.

Das System ist nämlich ganz und gar nicht einfach zu verstehen. Und es reagiert nervös, wenn es kritisch beobachtet wird. Ein kleines Beispiel? Hier: Seite 4 im Beobachter-Artikel Erwerbslosigkeit: Arbeiten 
um jeden Preis?.

Es prallen hier Welten aufeinander. Einfach gesagt: Auf der einen Seite ist die Überzeugung, Menschen müssten immer unterstützt werden, es müsse alles auf Freiwilligkeit basieren. Auf der andern die Sanktionierer, weniger ist mehr, jedem Mensch soll Respekt entgegengebracht und Verantwortung für sein Handeln abverlangt werden.

Dem Ganzen ist nicht schwarz-weiss beizukommen. Aber es braucht ein wenig mehr Strenge und Motivation, wie die Erweiterung der Sanktionsmöglichkeiten unter den SKOS-Richtlinien.

Auch die Sozialhilfebranche hat etwas mehr Strenge und Motivation verdient. An einer Ecke haben wir zu arbeiten begonnen. Durchaus mit Respekt vor den Leistungen, aber auch mit dem Anspruch, die Kosten zu reduzieren und die vielfältigen Beziehungen in der Sozialhilfebranche etwas zu vereinfachen.

Vereinfachen? Oh, da gibt es viele interessante Beispiele aus unserer Region, die in den nächsten Monaten die Medien fluten werden. Ich bevorzuge hingegen anstelle des Skandals die gemeinsame Arbeit – auch wenn der Eklat hie und da das letzte Mittel der Wahl sein wird.

Ah, noch etwas: Seit ich mich vor einem Monat intensiver eingeschaltet habe, nimmt das Gerede über mein Vorgehen und meine Person Formen an, die schwer zu tolerieren sind. Zu hoffen bleibt, dass die Beteiligten sich nicht allzu sehr gehen lassen. Obschon, so ein Prozess hat auch seine interessanten Seiten…