Klassengrösse als Rahmen setzen – zumutbares Zeichen verlässlicher Finanzpolitik

Die Richtlinie des Kantons für Schülerzahlen legt den Normalbereich fest: 16 bis 26 Schüler/innen pro Regelklasse. Die Mitte dieses Bereichs ist 21 Schüler/innen pro Klasse. Die Stadt Biel ist mit ihrer Klassenplanung etwas darunter. Das muss angepasst werden, denn es ist keine grosse Sache und vom Kanton in der neuen Steuerung auch so gewollt:

Besonders grössere Gemeinden haben einen gewissen Spielraum, wie sie ihre Schüler/innen in Klassen einteilen wollen. Damit können sie die Kosten ihrer Schulen selber beeinflussen.“ (Das neue Finanzierungssystem für die Volksschule (NFV), Erziehungsdirektion des Kantons Bern, Version Februar 2012)

Die grosse Meta-Studie von Hattie (http://www.zeit.de/2013/02/Paedagogik-John-Hattie-Visible-Learning) zeigt klar, dass die Klassengrösse in vernünftigen Grenzen keinen Einfluss auf die Qualität hat. Für die besonderen Herausforderungen, die sich aus der Integration von Schülerinnen und Schüler nach Art. 17 Volksschulgesetz ergeben, gibt es zusätzliche Mittel und Hilfen. Sie machen es eben möglich, dass die durchschnittliche Klassengrösse in die Mitte des Normalbereichs zu setzen.

Ja, wir muten den Lehrerinnen und Lehrern etwas zu. Das ist ihre Arbeit, vor der wir grossen Respekt haben. Der Stadtrat kann mit gutem Gewissen, die durchschnittliche Klassengrösse auf 21 Schülerinnen und Schüler setzen und die Detailorganisation der Schulkommission oder dem Gemeinderat auf Antrag der Schulleitungen überlassen. So ist sichergestellt, dass den unterschiedlichen Bedingungen der einzelnen Schulen und Klassen Rechnung getragen wird.

Die durchschnittliche Klassengrösse bestimmt den Schulraumbedarf mit. Deshalb ist das Zeichen, das der Stadtrat mit einer generellen Klassengrösse von 21 setzt auch ein Zeichen für eine verlässliche Finanzpolitik.

Schulkommission – mit Bodenhaftung und wichtigen Aufgaben?

Es waren ja viele Jahre des Elends in der Schuldirektion der Stadt Biel. Mit dem neuen Schuldirektor scheint es besser zu werden.

Wie sollen Schulen denn eigentlich von der Gemeinde geführt werden? Der Gestaltungsrahmen der Gemeinde ist zwar beschränkt, aber nicht minder wichtig. Es sind organisatorische Dinge, die geregelt werden können. Die Entscheide müssen möglichst an der Front gefällt werden und auf jeder Ebene braucht es viel Sachverstand.

Diesen Sachverstand sollen auch die Schulkommissionen sich aneignen können. Sie müssen sich ein Bild von den Verhältnissen vor Ort machen und rechtzeitig in die Vorbereitungen einbezogen werden.

Schulkommissionen haben in den letzten Jahren eine neue Rolle bekommen. In der Stadt Biel ist sie nicht glücklich umgesetzt worden. Weil die begründete Hoffnung besteht, dass der neue Gemeinderat aufmerksamer und lernfähiger ist, wird er unterstützt. Mit den Fragen der Interpellation „Schulkommission – mit Bodenhaftung und wichtigen Aufgaben?“, die am 21. Februar 2013 eingereicht wurde.

Zugegen, die Fragen zielen auf alte Missstände ab und sind knackig. Wenn die Antwort nicht ebenso klar ausfällt, gibt es immer noch die Möglichkeit einer Motion.

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Schule: mehr Verantwortung an die Front

Lehrerinnen und Lehrer haben eine schwierige Arbeit in Biel. Nicht nur an der Front in ihrem Kerngeschäft. Die Schuldirektion macht es ihnen durch die Zentralisierungen und die Administration schwer.

Dabei haben wir – ja, die Freisinnigen waren der grosse Treiber dahinter – die geleiteten Schulen eingeführt. Weil Organisationen mit Verantwortung und Ressourcen stärker sind als bürokratische Zentralisierungen der kleinsten Entscheide. Heisst nicht, dass nicht hingeschaut wird. Es braucht aber Mut und Bescheidenheit, auch andere Lösungen als die eigene zuzulassen. Messen am Resultat ist gerade für Exekutivpolitiker nicht einfach. Das werde ich aber tun, wenn ich gewählt werde. Nur Vertrauen strärkt die Menschen an der Front.

Für eine starke Schule braucht es dieses Vertrauen, den wirklichen Dialog und die Verantwortung bei den Schulleitungen. Und Wissen, wie Schule funktioniert.

 

Stimmenfang und konkrete Politik (II)

Am Wochenende ist die Gemeinderatsliste „Bürgerliche MOTIVATION Bourgeoise“ zusammen gesessen und hat Politik diskutiert. Es ging um die öffentlichen Auftritte und die Abstimmung der Positionen. Um den Austausch von Erfahrungen. Um Gegner und Taktik.

Es lässt sich nur wenig verändern in den nächsten sechs Wochen. Was vorbereitet wurde, wird jetzt abgespielt. Wählerinnen und Wähler lesen Biel-Bienne, Bieler Tagblatt und Journal du Jura. Sie schauen kurz bei TeleBielingue hinein und lassen Canal 3 im Hintergrund laufen, werden einen Moment aufmerksam: Da hat doch die Steidle gesprochen? War das nicht Calegari?

Ich schaue lieber über die Wahl hinaus, wenn ich mich auf die Wahl vorbereite. Das hat unter anderem mit meinen eigenen Bedingungen zu tun. Wenn ich meinen Posten als Rektor verlasse, dann bin ich eigentlich wieder da, wo ich vor sieben Jahren war: auf dem Arbeitsmarkt. Allerdings ein wenig älter, mit allmählich zweifelhaft werdenden Chancen. Allzu viele Sorgen muss ich mir nicht machen, weil ich zu den grosszügig Beschenkten gehöre. Als Physiker und Oekonom mit unternehmerischen Erfahrungen und Erfolgen, als Wirtschaftsingenieur mit Umsetzungnachweisen wird die Tür wohl nicht geschlossen sein. Trotzdem: Wenn ich Gemeinderat werde, will ich Wirkung und diese Wirkung zeigen können. Will vier Jahre später wieder gewählt werden. Will kooperieren, mich in Widerspruch setzen und Mehrheiten gewinnen. Will wissen, was getan werden kann, wie die Mitarbeiter/innen denken und wie wir weiterkommen können.

Also konkret Politik betreiben. Das heisst immer: Gesamtsicht und viele Massnahmen ohne Erfolgsgarantie.

Beispiel Schule:

  • Arbeit an der Front stärken, indem Schulleitungen mehr Handlungsfreiheit, mehr Mitsprache in der Organisation, direkten Zugriff auf Ressourcen, mehr Verantwortung und mehr Vertrauen bekommen.
  • Schulpolitik ist immer auch Sozialpolitik. Deshalb muss die Last auf die Agglomeration verteilt werden, indem die Sozialhilfequote gesenkt wird.
  • Die Sozialhilfequote lässt sich senken durch einen Strauss von Massnahmen, die für sich je einzeln kaum Wirkung hätten: Stärkung der Mitarbeitenden an der Front, gezielte Missbrauchsbekämpfung, Mietzinse an die Sozialhilfebezüger, konsequente Wirkungsorientierung bei der Mitfinanzierung von sozialen Einrichtungen durch die Stadt und vieles mehr.
  • Attraktiver und vielgestaltiger Wohn- und Lebensraum wird durch private Bauherren und Immobilienbesitzer gestaltet. Sie tun das umso mehr, wenn ihre Umgebung schön und leistungsfähig ist. Das geht aber auch umgekehrt: die Stadt schliesst mit ihnen schon heute fallweise einen Pakt ab: wir verbessern, wenn ihr das auch tut.
    Schliesslich ist dadurch die soziale Durchmischung besser, weil schönere Wohnungen direkt mehr Steuern erschliessen und zu weniger Sozialhilfefällen führen. Womit die Schule mehr leisten und integrativer wirken kann.
  • Verkehr ist einer der eher verborgenen Schlüssel der Schulpolitik. Er beeinflusst die Entscheidungen der Familien und damit die Zusammensetzung der Klassen. Es wäre kurzsichtig, einfach das Auto zu verbannen. Denn diese Familien brauchen das Auto, wollen es brauchen. Gleichzeitig wollen sie Ruhe vor dem Durchgangsverkehr und Sicherheit auf den lokalen Strassen.

Es gäbe noch viel mehr anzuführen, wie die Schulraumplanung, der Sport, die Kultur und die Zusammenarbeit in der Agglomeration. Als Beispiel zeigt es nur, dass ich als Gemeinderat ein riesiges Arbeitspensum und unendlich viele Dinge zu lernen hätte. Ohne Sicherheit, dass es wirklich gut geht. Eben: Gesamtsicht und viele Massnahmen ohne Erfolgsgarantie.

Würd ich gerne tun.

 

Wahlkampf in der Gasse

Heute geht es an die Nidaugasse zwischen Bata und Coop. Flyer verteilen und mit den Leuten sprechen. Es ist der zweite Strassenauftritt von mehreren.
In dieser Woche bin ich verschiedentlich angesprochen worden auf den Wahlkampf, auf die Konkurrenten, die Chancen und die Aktivitäten. Auf die Positionen, die Angriffslust in den Medien und den Respekt vor dem politischen Gegner.
Meint er, was er sagt? Ja, bestimmt. Klar, in der Umsetzung wird es Abstriche geben und mit mir kann jeder reden, ich höre zu, so gut es geht.
Aber ja:

  • Es gibt zu viele Illegale und zu viele Probleme mit den Fremden in dieser Stadt.
  • Die Polizei muss gezielt eingesetzt werden, damit es der Stadt dient.
  • Die unglaubliche Sozialhilfequote muss sinken. Das ist möglich.
  • Es soll mehr Verantwortung und Handlungsspielraum für die Schulen geben.
  • Schulraumplanung und Finanzen im Bildungsbereich dürfen nicht mehr mit Wursteln verbraten werden.
  • Der Verkehr muss fliessen, damit das Gewerbe und die Industrie leben können. Öffnen und Durchgänge schaffen! Intelligent steuern. Ohne ideologische Scheuklappen.

Übrigens stehe ich auch dazu, dass der Schuldirektor seine Aufgabe schlecht erledigt hat. Das kann lässt sich um Welten besser machen.

Schulraumplanung oder die Schwierigkeit mit den Zahlen…

Diese Aufgabe ist dem sozialistischen Schuldirektor nicht gelegen: Schulraumplanung. Dabei ist sie klar formuliert.

Worum es geht? Darum, wie viele Kinder wo in vier Jahren in die Schule gehen. Damit die Klassenzimmer rechtzeitig dastehen.

Zugegeben, ein wenig Rechnen und Überlegen muss man schon können: Man nehme die Geburten während der richtigen Periode, gebe einen realistischen Wanderungssaldo dazu, fälle ein paar politische Entscheide und rechne richtig zusammen. Ist keine Hexerei.

Wer die Bevölkerungszahlen der letzten Jahre anschaut, versteht, dass es dazu keinen Physiker und Ökonomen wie Cadetg braucht. Ein guter Schuldirektor tut es auch. Gab es aber in den letzten Jahren nicht. Es wird Zeit für eine Veränderung.