Die Bieler SP-Stadträtin Salome Strobel war sichtlich erregt. Was da vom Gemeinderat auf ihr Postulat geantwortet wurde, konnte nur frustrieren. Ich hab ihr nach der Sitzung versprochen, das wieder aufzunehmen. Warum? Weil sich da so kleine Rechnungen im Kopf breit machten…
Offensichtlich stellt sich zuerst die Frage, ob es ökonomisch Sinn macht, vier Mal im Jahr einen kleinen Teil des Kartons in den Werkhof zu bringen. Denn jedes Auto transportiert dafür, wenn es hoch kommt, 0.5% seines Gewichts an Karton durch die halbe Stadt. Beim Kehrichtwagen wären es unsgefähr 25%, also schätzungsweise 50x weniger gefahrene Kilometer pro Kilo Karton und noch viel mehr pro Kilo Auto. Zugegeben, ich vereinfache da krass, aber die Grössenordnung stimmt.
Dann verschwindet ein zunehmender Teil des Kartons im Hauskehricht. Weil der Onlinehandel stärker wächst als die gesammelte Kartonmenge in Biel. Hier wird es ebenfalls trickreich, aber wir können robust schätzen: Der deutsche Versandhandel nahm von 2012 auf 2013 um rund 20% zu (Quelle: http://de.statista.com/statistik/daten/studie/4452/umfrage/umsatzentwicklung-im-versandhandel-seit-1980-in-deutschland, 14.02.15). In der gleichen Zeit sank die gesammelte Kartonmenge in unserer schönen Stadt um 7% (Quelle: Geschäftsberichte der Stadt Biel, 14.02.15). Auch die gesammelte Papiermenge nahm ab. Um etwa 160 Tonnen, was schon fast der dreifachen Menge des gesammelten Kartons entspricht.
Da sind noch mehr Rechnungen im Kopf drin, die die Touren und die Anzahl Pilotversuche, die finanziellen Auswirkungen und die Risikominderung, um gemischte und getrennte Sammlungen, um Vergleiche und vieles mehr drehen. Weil ich aber weiss, dass das höchstens die Direktorin des Abfalls und ihre Mannen und Frauen interessieren sollte, wird das Publikum nicht weiter belästigt.
Ausser mit einem Gedanken über die Nebeneffekte: Es gibt Nebenwirkungen, wenn in Biel eine der Papierabfuhren pro Halbjahr durch eine Kartonsammlung ersetzt wird: Die legendäre Kaffeekasse der Mitarbeiter wird weniger durch die Samstagseinsätze gespeist. Zumal die Elektroschrott-Sammlung wegen der Rücknahmepflicht der einschlägigen Läden auch in Frage gestellt werden könnte. Das tut mir leid, aber ich hoffe auf das Verständnis, dass es hier um eine einfache und günstige ökologische Tat geht.
Die Baudirektorin könnte also aufgefordert werden, einzelne Papier- durch Kartonsammlungen zu ersetzen. Mal sehen, was sie vom Vorschlag hält.