Postulat zur Filière Bilingue

Zuerst: Ich bin überzeugt, dass wir zweisprachige Ausbildungen brauchen. Und ich will, dass nach wie vor zweisprachige Gymnasialklassen in Biel geführt werden. Am Gymnasium gibt es keine zusätzlichen zwingende Bedingungen. Jeder Schüler, jede Schülerin, die die Hürde ins Gymnasium geschafft hat, kann in die zweisprachigen Klassen eintreten.

Die Stadt Biel hat einen andern Weg gewählt. Deshalb reichen wir heute das folgende Postulat ein, als Erstunterzeichner:

Überparteiliches Postulat zur Filière Bilingue

 

Keine Verschärfung der Restschulproblematik durch die Filière Bilingue

 

Der Gemeinderat wird aufgefordert zu prüfen,

  1. ob sich die Nachteile der Filière Bilingue – ungleiche Chancen je nach Wohnort und Herkunft, Restschulproblematik durch Klassen mit weniger sprachgewandten und bildungsferneren Schüler/innen – durch ihre Vorteile rechtfertigen lassen,
  2. welche weiteren Vor- und Nachteile mit der Filière Bilingue aus heutiger Sicht verbunden sind,
  3. welche Alternativen der Förderung der Zweisprachigkeit in den Bieler Schulen eingeführt werden können und
  4. ob er nach diesen Reflektionen noch an der Weiterführung der Filière Bilingue festhält und wie er die Auswahl der Schüler/innen verantwortungsvoll steuern will.

 

Begründung

In den letzten Jahren hat die Stadt Biel gezeigt, dass sich die Filière Bilingue organisieren lässt und der Erfolg des Unterricht mit fast den gleichen Ressourcen erreicht werden kann, wie in den einsprachigen Volksschulen.

Jetzt stellen sich aber eine Reihe weiterer Fragen, die politisch beantwortet werden müssen:

  • Wird der Zugang zu einem wichtigen Angebot der Volksschule so eingeschränkt, dass grundlegende Werte der Gleichbehandlung missachtet werden?
  • In den Klassen der Filière Bilingue sind zwei Drittel Schweizer Schüler/innen mit guten Sprachkenntnissen. Entspricht das Herausnehmen dieser sprachlich und sozial eher starken Schüler/innen der Integrationsstrategie des Gemeinderates?
  • Für das Drittel der Kinder mit Migrationshintergrund werden ebenfalls Sprachvorgaben gemacht. Welchen konkreten Einfluss haben diese Vorgabe auf die andern Klassen der Stadt (Restschulproblematik)? Der Blick auf den erheblichen Unterschied der soziodemografische Zusammensetzung der Klassen der Filière Bilingue im Vergleich mit den andern Klassen der gleichen Stufe muss geschärft werden.
  • Gibt es eine Möglichkeit, die wesentlichen Nachteile des heutigen Projektes in den Restschulen durch flankierende Massnahmen oder Änderungen des Projektes aufzuwiegen? Ist es richtig, dass die Vorteile der Filière Bilingue diese ethisch offensichtlich schwer vertretbare Auswahl von Kindern rechtfertigen? Welche Informationen braucht es, damit diese sozialpolitisch heikle Auswahl durch die Verwaltung verantwortungsvoll gesteuert werden kann und wie berichtet sie regelmässig darüber?

 

 

Leonhard Cadetg                                  Alain Pichard                       Reto Gugger

Fraktion FDP/PRR/EVP/EDU             Fraktion GLP                       Fraktion BVP/CVP/BDP

 

 

Alfred Steinmann, SP                                       Martin Güdel, DE

 

Kultur – was geht und was nicht.

Biel hat ein Kulturleben, das sich sehen lassen kann. Sei es das Theater, das Orchester, die Museen, das Kino oder der Chessu, sie alle tragen bei.

Kulturelle Institutionen entstehen langsam. Zerstört sind sie schnell. Deshalb ist es unsere Pflicht, vorsichtig mit ihnen umzugehen. In guten Zeiten heisst es, nicht zu viel Mittel zu geben. In schlechteren, sie am Leben zu erhalten, auch wenn es mühsam ist.

Kultur ist nicht beliebig. Was Kunst ist, kann der geübte Laie selbst beurteilen. Qualität lässt sich erkennen. Darum unterstütze ich auch nicht einfach alles. Es braucht mehr als die Überzeugung des Künstlers, der Künstlerin.

Ein Beispiel? Afrika in Biel. Erstens gibt es nicht „Afrika“. Zweitens waren die Darbietungen und Aktionen grösstenteils gar einfach. Drittens wurde die Fachstelle Integration aktiv, die andern Institutionen zusammen zu bringen unter das Thema Afrika.
Solches darf die Stadt nicht unterstützen. Das kann auf private Initiative oder durch eine der beteiligten kulturellen Institutionen problemlos organisiert werden. Haben wir Mut und verlangen wir Qualität.
Die Fachstelle Integration sollte eher dafür sorgen, dass unsere Kultur hier gelebt wird. Es gäbe eine Reihe von Aufgaben, die sie erfüllen könnte, bevor sie uns afrikanische Kultur näher bringt.
Das ist aber nur ein Beispiel unter vielen. Wir tragen Sorge zu unseren kulturellen Institutionen und ihrer Infrastruktur.

Dass das Bieler Kulturleben so aktiv ist, daran hat übrigens das Gymnasium einen nicht unerheblichen Anteil seit Jahrzehnten. Viele Lehrerinnen und Lehrer haben die Kulturszene auf unterschiedlichste Art und Weise beeinflusst, mitgestaltet und bereichert. Sie führten Generation um Generation in die Kulturinstitutionen hinein: Als Gymnasiast besuchte ich fast jedes Konzert und viele Theateraufführungen, wurde vom Plastik-Ausstellungsvirus infiziert, stand in Gallerien, Museen und Ateliers, staunte über den Wartsaal im Bahnhof und lieh mir Bilder für ein Jahr aus. Am späten Nachmittag sassen wir im Rex oder im Apollo vor der Leinwand und liessen uns die Welt und den Menschen zeigen. Kultur wird von Generation zu Generation getragen. Dafür setzen sich Kulturschaffende, Schulen und Publikum ein.