Filière Bilingue: Vertretbare Nebenwirkungen?

Die zweisprachige öffentliche Volksschule ist attraktiv für Schweizer Eltern. Besonders viele gut verdienenden Eltern möchten ihre Kinder in die Filière Bilingue schicken und dafür nach Biel ziehen. Warum soll also dieses attraktive Bieler Produkt nicht verkauft werden? Weil es Nebenwirkungen hat. Weil die gemeinsame Bildung aller für den Zusammenhalt unserer Gesellschaft sehr wichtig ist.

Das Postulat zur Filière Bilingue lenkt den Blick vom Diamanten der zweisprachigen Klassen auf seine Wirkung auf die andern Schulen. Warum die Sorge um sie begründet ist und was untersucht werden muss.

Wenn die Filière Bilingue nachhaltig attraktiv sein soll, dann müssen wir sie auf ein moralisch einwandfreies Fundament stellen. Es genügt deshalb nicht, die positive Diskriminierung auszuschliessen, wie es der Gemeinderat tut, wenn er schreibt: „Es gibt keine Kriterien, die fremdsprachige Kinder von der Aufnahme in die Filière Bilingue ausschliessen.“ (Antwort des Gemeinderates auf das Postulat 20140159 vom 19.12.14) Nach heutigem Informationsstand stimmt das nicht ganz, indem die Beherrschung einer beliebigen Sprache Voraussetzung ist und dieses Kriterium statistisch nach allen Informationen, die uns vorliegen, in der zugezogenen Bevölkerung hoch signifikant weniger häufig erfüllt ist als in der einheimischen. Deshalb kam auch Applaus aus den Reihen der SVP für die Filière Bilingue nicht ganz von ungefähr.

Sehen wir also darüber hinweg, dass nicht positiv diskriminiert wird, bleibt doch die Tatsache, dass die Auswahl eine Restschulproblematik zurücklässt, also negativ diskriminierend wirkt. Das kommt einerseits davon, dass die Existenz der Filière Bilingue auf die soziodemographische Zusammensetzung des Quartiers eine Auswirkung hat. Die Wirkungsketten die dazu führen sind bekannt: Als Vermieter oder Vermieterin bevorzugen Sie in der Regel einheimische Familien mit höherem Einkommen. Wenn sich diese vermehrt in ihrem Quartier um Wohnungen bemühen, entsteht eine höhere relative Dichte dieses Bevölkerungsteils. Zusammen mit den angewendeten Auswahlkriterien kommt es zur erwähnten negativen Diskriminierung.

Einfach gesagt: Die Schule verwandelt das Quartier, weil sie attraktiv ist. Gilt übrigens auch umgekehrt und ist eines der Hauptprobleme, die wir in Biel und der Agglomeration haben. Eines der grossen Tabus, wenn wir richtig hinsehen. Es spielt eine Rolle, wie wir mit unseren Schulen umgehen. Der Gemeinderat ist sich der Problematik bewusst, wie in der Antwort nachzulesen ist.

Selbstverständlich wurde ich vom Erziehungsdirektor auf unsere Eingabe angesprochen, er hat sich ja sehr positiv zur Filière Bilingue geäussert. Soweit ich ihn verstanden habe, teilt auch er die Ansicht, dass die angesprochene negative Diskriminierung untersucht und allenfalls kompensiert werden muss. Der Eindruck, ich würde mich gegen die zweisprachige Ausbildung wenden, ist grundsätzlich falsch. Der interkulturelle Dialog muss hier beginnen, wo zwei Kulturen eng zusammen leben. Die Zweisprachigkeit darf aber nicht zum Altar werden, auf dem grundlegende moralische Werte stillschweigend geopfert werden. Wir müssen uns trauen, nicht Rücken an Rücken zu leben, sondern voneinander zu lernen und einander auch herauszufordern, ohne in unüberbrückbaren Streit zu geraten.

Freude bereitet selbstverständlich die Tatsache, dass die Anliegen des Postulates im Rahmen der Evaluation wirkungsvoll und mit kleinem Aufwand aufgenommen werden. Als Schulrat der Pädagogischen Hochschule Bern bin ich auch überzeugt, dass die Evaluation die aufgebrachten Aspekte berücksichtigen wird.

In diesem Sinne danken wir dem Gemeinderat für die Aufnahme des Postulates und unterstützen ihn nach Kräften, die Zweisprachigkeit nachhaltig zu fördern.

Palace? Ja…

Die Unterstützung der Kultur der jeweils andern Sprachgruppe ist für den Sprachfrieden in der Stadt eine entscheidende Sache. Es ist der finanzielle Aspekt, der eigentlich in einer Abwägung über alle Unterstützungen und beide Sprachgruppen erörtert werden sollte. Von Gemeinderat Némitz ist dafür kein tatkräftiges Verständnis zu bekommen, um es einmal so auszudrücken. Wenn er aber richtig kalkuliert hat, dann ist es auch möglich, dass wir einen Antrag für den Ausführungskredit sehen werden, der höchstens die genannten 2.8 Mio. Beitrag der Stadt sehen wird. Hinzu kommt, dass der Kosten- und Ertragsplan unrealistisch ist. Zum Beispiel dies: Das Engagement von TOBS zu vergrössern ist betriebswirtschaftlich aus Sicht der Stadt Biel falsch. Im Palace braucht es ein grösseres Orchester als im Stadttheater und die Aufführungen sind unter dem Strich teurer als in der Altstadt. Auch werden die Saalmieten am Markt kaum durchzusetzen sein, wir haben die Begehrlichkeiten schon gehört.
Wir setzen uns also unter einen sehr grossen Druck, wir werden eine Reihe kostspieliger Folgen zu tragen haben.
Nach all diesen Überlegungen werde ich dem Geschäft nur zustimmen können, wenn eine verbindliche Begrenzung der Investition der Stadt Biel auf 2.8 Mio. vorliegt. Das Wort von Gemeinderat Némitz reicht mir übrigens. Er gehört zu den Gemeinderäten, die noch nicht öffentlich gelogen haben.

Und wie läuft die Stadtratsdebatte? Es ist der 18. September 2014. Die vorgängigen Traktanden haben nicht viel ausgelöst, die Stimmung ist ruhig, zumindest zu Beginn. Geht der Sprecher der GPK ans Pult, will den Planungskredit, erklärt die Varianten und warum die teuerste gewählt wurde. Mein Sitznachbar äussert sich schon einmal pointiert. Ein Theater für die Romands, das muss das Thema sein. Der GPK-Vertreter greift jetzt in die Vollen, er stellt die Frage, ob es ein ständiges Orchester überhaupt geben soll. Dann geht er in Richtung der Risiken, unter deren Aspekt ein vernünftiger Gemeinderat meine Forderung nach Sicherheit durch sein Wort nicht erfüllen kann. Der GPK-Sprecher wird immer mutiger:Er weiss schon, dass der Businessplan nicht gut ist. Auch der Projektierungskredit sei so hoch, dass auf eine Bausumme von 9 Mio. statt der budgetierten 5 Mio. geschlossen werden könne. Trotzdem müsse das Geschäft genehmigt werden, weil die umliegenden Gemeinden der Stadt die Aktien des Palace geschenkt haben.
Darauf schreitet Maurice Paronitti ans Pult und erklärt, dass unsere Fraktion hinter dem Kredit stehe, im Prinzip. Man könne vom kantonalen Engagement profitieren. Aber zu bedenken sei, dass mehr als das Nötige getan werde. Dies bringe keinen einzigen zusätzlichen Besucher. Paronitti stellt einige Fragen. Némitz grinst und schreibt auf. Wir sollten eigentlich das Engagement beschränken, sagt Paronitti. Eigentlich sollten wir zurückweisen, aber das Projekt verdient jetzt Unterstützung. Wir wollen die Begrenzung des städtischen Engagements auf 2.8 Mio.
Die Grüne will den Kredit, findet alles logisch. Sie will aber noch eine Hörschleife. Die Sozialistin redet über die Zweisprachigkeit. Der Grünliberale ist der Kleinkünstler, der dem Gemeinderat fürs Zuhören dankt. Allerdings wundern sie sich über die zusätzlichen jährlichen Beiträge, die da schon einmal drin sind. Den Betriebsplan finden sie hingegen in Ordnung. Der Mietpreis sei zu hoch, die Frequenz könne aber noch erhöht werden. Wenn die Leute einmal ein wenig Betriebswirtschaft lernen könnten: Sprechen wir über Elastizität… Der SVP-Sprecher steht kritisch da. Wir haben drei Theater, die unterstützt werden müssen. Warum müssen wir sprachtrennen? Die Voten folgen sich, die Sitzung wird unterbrochen. Was der eine oder der andere in der Pause sagt, hat Zündstoff. Aber dahin will ich nicht, der Sprachfriede ist wichtiger. Pointiert äussert sich wie immer mein Grünliberaler Nachredner Pichard: Brauchen wir in der zweisprachigen Stadt elitäres französisches Theater. Er gibt zu, dass er in Biel Theater macht. Anschliessend ist Werner Hadorn eindrücklich in seinem Votum. Die Leute kamen nach Biel, als wir noch das Capitol hatten. Das Palace ist nicht das dringlichste, wir brauchen Veranstaltungen, die Ausstrahlung haben. Wir haben das Kongresshaus, der Saal ist akkustisch und technisch nicht brauchbar. Das Volkshaus hat einen Saal, der nicht zu brauchen ist. Das Wesentliche ist das professionelle Kulturmanagement. Es sind die richtigen Leute am Ruder, findet er, das Gebäude ist nicht wichtig.

Der Gemeinderat redet lange, detailliert und kämpft für seine Kultur. Ich finde ihn sympathisch, auch wenn ich das nicht gerne zugebe. Er sagt auch deutlich, dass er nie lügen werde. Wir hören zwar nicht genau, dass es nicht mehr als 2.8 Mio. für die Stadt kosten werde. Der Betriebsplan sei der heutigen Realität angepasst, er sei vorsichtig. Der Saal könne mehr hergeben. Das TOBS könne Tournées machen, wenn es im Palace produziere. Jetzt wird er unglaubwürdig, das ist so nicht richtig, weil die Truppe zu diesem Preis nicht produzieren kann.

Die Baudirektorin findet die kulturpolitische Debatte heute Abend richtig, deshalb vertrete auch Némitz das Geschäft. Die Nutzung sei jetzt klar. Mit dem Projektierungskredit können die nötigen Arbeiten in Angriff genommen werde. Die Variante sei also auch die richtige. Wir gehen im Moment von 5.5 Mio. aus, aber die Unsicherheit sei bei 25%. Der städtische Beitrag kann nicht plafoniert werden. Nicht nur die Stadt sei aber da drin, sondern Private und der Lotteriefonds. Es ist wichtig, dass auch weiterhin in Szenarien gedacht werde. Wenn weniger Geld komme, werde man einige Dinge auf jeden Fall machen müsse. Der Spielraum sei dann in der Ausstattung. Das ist alarmierend. Es wird viel mehr kosten. Aber dieses Beispiel werden wir für ihre Arbeit im Wahlkampf wieder brauchen können. Ärgerlich ist es trotzdem.

Das gibt eine grosse Zustimmung, ich enthalte mich der Stimme, weil ich keine Zusage bekommen habe, kein Versprechen. Ich stimme nicht dagegen, dem Sprachfrieden zuliebe.

Der Geschäftsbericht der Direktion für Sicherheit und Soziales

ist meine Aufgabe in der Fraktion für heute. Während au dem Tablet Deutschland gegen die USA spielen, schreibe ich mein Votum wieder um, und lege es in die Cloud. Der grüne GPK-Sprecher findet das unvermittelte Wechseln der beiden Sprachen im Geschäftsbericht störend. Der Stadtpräsident erklärt, dass dies die Sprache der jeweiligen Autor/innen widerspiegle. Man werde sich bemühen, dass dies nicht mehr vorkomme. Meinem erstaunten Zwischenruf folgt ein Frage des Stadtpräsidenten. Ich kündige ein Votum an und er eine Antwort. Am Schluss seiner Rede stehe ich auf – wohlwissend, dass spontane Rede heikel ist – und setze mich für den Status Quo und die Zweisprachigkeit ein. Wir müssen alle die andere Sprache lernen ständig, ich auch, der gewiss nicht unverständlich Französisch spricht und auch viel versteht. Wider Ankündigung redet der Stadtpräsident danach nicht mehr…

Halbzeit und kein Tor. Finanzdirektion. Die Grünen bringen wenig Substanzielles, mit einer etwas zu grossen Prise Kommunismus. Zugehört wird ihm von der Finanzdirektorin. Der SVP Vertreter mit Schweissflecken unter den Armen gibt eine Replik, er hat die Zahlen vor sich und gibt im Stegreif einen Zahlensalat von sich, hat aber im Prinzip recht.

Die zweite Halbzeit beginnt. Klinsmann schaut befriedigt drein, Hublot bekommt ihre Werbung. Die Finanzdirektorin antwortet mit Vorlage auf die Fragen, sieht Gefahren in der Exportabhängigkeit, redet über die Struktur des Steueraufkommens und Gonzalez rettet in letzter Sekunde.

Und jetzt der Bericht der Direktion für Sicherheit und Soziales. Der Nachteil, gegen den ich kämpfe, ist das erste Tor, das die Deutschen erzielen. Trotzdem:

„Herr Stadtratspräsident, Stadträtinnen und Stadträte

Wir danken für den Bericht, der wiederum einen guten Einblick gibt. Besten Dank auch für die rasche Beantwortung meiner vielen Fragen dazu.

Der Kampf um die Aufmerksamkeit.
Der Kampf um die Aufmerksamkeit.

Es wurde bereits grundsätzliches dazu gesagt, deshalb beschränke ich mich auf die eine Feststellung und eine Reihe von kleinen Bemerkungen.

Die Feststellung betrifft den Wandel, der zurzeit auf der Direktion im Gange ist. Der Bericht atmet noch die Einstellung, dass viel Notwendiges nicht realisiert wurde, weil die Stellen dazu fehlen. Das ist keine gute Einstellung, aber sie wird auch nicht mehr von der ganzen Direktion geteilt. Wie wir uns überzeugen konnten, wird heute schon ansatzweise gefragt: „Was können wir mit den zur Verfügung stehenden Ressourcen erreichen? Wie müssen wir priorisieren, damit die Wirkung am Grössten ist?“ Mit Wirkung ist zum Beispiel gemeint, dass wir den unterstützten Menschen so rasch als möglich den Weg in den ersten Arbeitsmarkt finden helfen. Wir wünschen uns, dass im nächsten Bericht diese Haltung sichtbar ist, weil sie realistisch ist und unserem politischen Willen entspricht zum wirkungsorientierten Einsatz der beschränkten Ressourcen.

Zu den einzelnen Punkten: Das Direktionssekretariat – Seite 61 – hat eine grosse Arbeit hinter sich. Es ist auf der Seite der DSS erheblich reduziert worden und wird auf den Oktober hin nochmals um eine volle Stelle auf 155% gesenkt. Die Frage stellt sich, ob auf der Seite der BKS ähnlich gezielt vorgegangen wurde und die administrativen Stellen insgesamt nach der Reorganisation substanziell reduziert werden.

Die Intransparenz der Finanzflüsse der Fachstelle Arbeitsorganisation – ebenfalls Seite 61 – werden gezielt angegangen. Ich konnte mich selbst anlässlich der Steuerungsausschusssitzung des Projektes „Reorganisation FAI“ davon überzeugen. Die transparenter Struktur und nachvollziehbare Abrechnungsmechanismen werden auch dafür sorgen, dass die aussergemeindlichen Mandate kein Verlustgeschäft sind. Wir können für uns lernen, dass es durchaus sinnvoll ist, die Verwaltung durch etwas grobe Entscheide, wie die Reduktion der Anzahl Stellen der FAI, zu motivieren. Wir wünschen uns allerdings für die Zukunft, dass wir von Beginn weg konstruktiv zusammen arbeiten.

Der Besuchstreff wird Seite 66 beschrieben. Er hat nach Auskunft der Direktion nach Abzug der Beiträge der übrigen Gemeinden rund 5’500 Franken gekostet, also wesentlich weniger, als er Raum im Bericht einnimmt.

Bei der SIP – Seite 69 –wird eine grundsätzliche Differenz sichtbar. Für uns sind Hilfeleistungen Bürger/innen-Pflicht, für den Sicherheitsdirektor offenbar Aufgabe des Staates. Aber dazu werden wir uns hier noch äussern.

Und nach meinem gestrigen Votum stelle ich die Frage nicht, ob im Bereich der Verkehrsüberwachung auf Seite 71 erkennbar ist, dass der Gemeinderat entweder nie den Willen oder nie die Möglichkeit gehabt hat, das Bussen-Budget einzuhalten. Ich bitte aber den Sicherheitsdirektor, im Budget 2015 den doch stattlichen Betrag von 4.9 Mio. in seinem Antrag an den Gemeinderat einzustellen. Wir kennen ihn als aufrichtigen Mann, der nach bestem Wissen und Können handelt. Da wäre es doch gelacht, wenn ihm der Gemeinderat nicht folgen würde.

Der Sozialdirektor will Prioritäten setzen und die Effizienz erhöhen. Er appelliert an die Bürgerlichen, dass es manchmal Ressourcen brauche, damit etwas verändert werden kann. Einverstanden, wenn sichergestellt ist, dass wir die Wirkung nach bestimmter Zeit sicher überprüfen können und die Ressourcen werden zurückgebaut werden.

Ghana hat gegen Portugal ausgeglichen. Die Bildungsdirektion wird behandelt, Frühförderung inklusive – die ich, votenlos, gerne mit einem Zwangsinstrument versehen würde für Familien, die sich den Verhältnissen und Erwartungen hier nicht anpassen wollen – und Klinsmann ist nass im Regen, das macht Sinn. Portugal schiesst das 2:1. Die Baudirektorin wirkt erfrischend, sie braucht die ganze Nachspielzeit. Jetzt geht es um eine Caféteria in einem Schulhaus. Dann gibt sie zu, dass der Titel über der Fernwärme falsch ist. Der Fernwärmeverbund wird richtigerweise gefördert, sie wird uns dann helfen. Der Stimmenzähler sammelt Aludosen, die Baudirektorin dankt ihm und erklärt den Rückgang des gesammelten Papiers auf die Absenz der Wahlen. Der Bericht wird verdankt.

Nordachse, Neumarktplatz und ein Eigengoal – 5. Juni 2014

Stadtrat. Der Gemeinderat sitzt vollzählig und ich versuche in den gelichteten Reihen Unterschriften fürs Postulat zur Filière Bilingue zu finden.

Die Nordachse haben wir begonnen, sie ist bis zur Spitalstrasse ganz schön geworden. Der Rest bis zur Neuenburgstrasse gilt es noch zu erstellen. Der Vorschlag schlägt mit 4.2 Mio. Franken zu Buche, die Baustelle wird 2016 wieder verschwinden. Man ist nicht so zufrieden mit der Vorlage auf der linken Seite, was nicht ganz verständlich ist, wenn man die Mehrheit im Gemeinderat hat. Was ist Sache? Der Belag muss ohnehin erneuert werden, es wäre dumm, jetzt nicht gleich alles fertig zu stellen. Die Baudirektorin nimmt Stellung, wie immer ruhig und sicher, die Radioaktivität hat ihrem Auftreten erwartungsgemäss nicht geschadet. Die Abstimmung? Mit 37 Ja, ohne Nein und mit acht Enthaltungen überwiesen.

Lustvoll geht es mit Sparen weiter, der Erstunterzeichner bleibt bei der Motion, die abgelehnt wird.

Daraufhin wird das Postulat von Peter Bohnenblust zum Neumarktplatz – Folge eines ein richtigen Fehlentscheides dank der EVP – überwiesen. Die Linke bleibt sich treu und hält dagegen, sie wollen den Platz aber nicht die Strasse, die wir vorhin beschlossen haben. Das reicht aber nicht.

Sicherheit im Stadion wird länger diskutiert aus Anlass der  Reto Gugger/Peter Bohnenblust-Interpellation. Der Stadtpräsident antwortet auf den Grünen und den zweiten Interpellanten, ist aber auch bei Nachfrage nicht bereit, über Erweiterungen nachzudenken. Der Bauunternehmer ist Totalunternehmer und die erste gesparte Million wird zur Hälfte für Kunst am Bau gebraucht. Die andere Hälfte geht an den Bauunternehmer.

Ein tragisches Eigengoal schiesst sich der Sozialist, der den Nachlass Bourquin untersucht haben will. Aus der Antwort des Gemeinderates: „Dem Gemeinderat ist nicht bekannt, ob und wenn ja welche Dokumente zur Geschichte der Stadt sich im Erbe der Herren Bourquin befinden. Grundsätzlich erstaunt die Darstellung des Postulanten. Die beiden Herrn Bourquin hatten als Stadtarchivare das historische und aktuelle Archiv der Stadt Biel zu führen. In Teilzeit angestellt, haben sie daneben das Stadtgeschichtliche Lexikon verfasst. Für diese Arbeit konnten sie sich auf das Material stützen, welches sie für die Stadt archivierten. Weshalb Teile dieses Material sich im Privatbesitz der Erben befinden (sollen), ist für den Gemeinderat aus heutiger Sicht nicht nachvollziehbar. […] Dabei müsste es indessen auch darum gehen, die Eigentumsverhältnisse an den Dokumenten und allfälligem Bildmaterial zu klären. Was eine „gebührende Entschuldigung“ der Stadtbehörden gegenüber der Familie Bourquin anbelangt, ist der Gemeinderat bereit, den damaligen Umgang mit den Stadtarchivaren anhand von allenfalls dazu existierenden behördlichen Dokumenten zu prüfen.“ Die Tür zu den Dokumenten ist aber von den jetzigen Besitzern sofort zugeschlagen, wie der postulierende Sozialist via SMS erfahren haben will. Der Stadtpräsident massregelt seinen Parteigänger, die Auslegung der Fakten und Vermutungen sei der Sache ganz und gar abträglich gewesen. Ein veritables Eigengoal. Das Postulat wird überwiesen.

Interpellationen sind der Rest, man sollte sie nicht diskutieren dürfen…

Postulat zur Filière Bilingue

Zuerst: Ich bin überzeugt, dass wir zweisprachige Ausbildungen brauchen. Und ich will, dass nach wie vor zweisprachige Gymnasialklassen in Biel geführt werden. Am Gymnasium gibt es keine zusätzlichen zwingende Bedingungen. Jeder Schüler, jede Schülerin, die die Hürde ins Gymnasium geschafft hat, kann in die zweisprachigen Klassen eintreten.

Die Stadt Biel hat einen andern Weg gewählt. Deshalb reichen wir heute das folgende Postulat ein, als Erstunterzeichner:

Überparteiliches Postulat zur Filière Bilingue

 

Keine Verschärfung der Restschulproblematik durch die Filière Bilingue

 

Der Gemeinderat wird aufgefordert zu prüfen,

  1. ob sich die Nachteile der Filière Bilingue – ungleiche Chancen je nach Wohnort und Herkunft, Restschulproblematik durch Klassen mit weniger sprachgewandten und bildungsferneren Schüler/innen – durch ihre Vorteile rechtfertigen lassen,
  2. welche weiteren Vor- und Nachteile mit der Filière Bilingue aus heutiger Sicht verbunden sind,
  3. welche Alternativen der Förderung der Zweisprachigkeit in den Bieler Schulen eingeführt werden können und
  4. ob er nach diesen Reflektionen noch an der Weiterführung der Filière Bilingue festhält und wie er die Auswahl der Schüler/innen verantwortungsvoll steuern will.

 

Begründung

In den letzten Jahren hat die Stadt Biel gezeigt, dass sich die Filière Bilingue organisieren lässt und der Erfolg des Unterricht mit fast den gleichen Ressourcen erreicht werden kann, wie in den einsprachigen Volksschulen.

Jetzt stellen sich aber eine Reihe weiterer Fragen, die politisch beantwortet werden müssen:

  • Wird der Zugang zu einem wichtigen Angebot der Volksschule so eingeschränkt, dass grundlegende Werte der Gleichbehandlung missachtet werden?
  • In den Klassen der Filière Bilingue sind zwei Drittel Schweizer Schüler/innen mit guten Sprachkenntnissen. Entspricht das Herausnehmen dieser sprachlich und sozial eher starken Schüler/innen der Integrationsstrategie des Gemeinderates?
  • Für das Drittel der Kinder mit Migrationshintergrund werden ebenfalls Sprachvorgaben gemacht. Welchen konkreten Einfluss haben diese Vorgabe auf die andern Klassen der Stadt (Restschulproblematik)? Der Blick auf den erheblichen Unterschied der soziodemografische Zusammensetzung der Klassen der Filière Bilingue im Vergleich mit den andern Klassen der gleichen Stufe muss geschärft werden.
  • Gibt es eine Möglichkeit, die wesentlichen Nachteile des heutigen Projektes in den Restschulen durch flankierende Massnahmen oder Änderungen des Projektes aufzuwiegen? Ist es richtig, dass die Vorteile der Filière Bilingue diese ethisch offensichtlich schwer vertretbare Auswahl von Kindern rechtfertigen? Welche Informationen braucht es, damit diese sozialpolitisch heikle Auswahl durch die Verwaltung verantwortungsvoll gesteuert werden kann und wie berichtet sie regelmässig darüber?

 

 

Leonhard Cadetg                                  Alain Pichard                       Reto Gugger

Fraktion FDP/PRR/EVP/EDU             Fraktion GLP                       Fraktion BVP/CVP/BDP

 

 

Alfred Steinmann, SP                                       Martin Güdel, DE

 

Opfer auf dem Altar der Zweisprachigkeit?

Die zweisprachige Schule (Filière Bilingue) in Biel ist eine staatlich finanzierte Privatschule, deren Vorteile durch abenteuerliche Bekenntnis zur Zweisprachigkeit begründet werden. Dabei ginge es einfacher, mit mehr Beitrag zur Integration und mehr Beteiligten, ganz im Sinne der neuen Mehrsprachigkeitsdidaktik.

Die Volksschule für alle Kinder hat einen wichtigen Sinn. Unabhängig von ihrer Herkunft sollen die Kinder zusammen lernen. Die zweisprachige Schule – Filière Bilingue, FiBi – der Bieler ist das Gegenteil. Schon ganz am Anfang der Schullaufbahn werden die stärkeren Schüler/innen in eine zweisprachige Eliteklasse gesteckt. Wer behauptet, es sei nur die Entfernung zwischen Elternhaus und Schule, die berücksichtigt werde, der darf die Briefe an die Eltern lesen und die Zusammensetzung der Klassen studieren. Er darf auch den Lehrerinnen und Lehrern zuhören und sich dann sein eigenes Urteil bilden. Das ist schändliches Schönreden. Hier wird früh getrennt, nicht ganz konsequent, aber stark genug, dass diese Schülerinnen und Schüler in andern Klassen fehlen.

Diese staatlich finanzierte Privatschule ist gefährlich. Sie ist gefährlich für die Integration, sie ist gefährlich für diejenigen, die zurückbleiben. Später, wenn die Schule einige Jahre gewirkt hat und die Unterschiede gross werden, dann soll getrennt werden. Aber nicht am Anfang der Schullaufbahn.

Erstaunlich, dass auch dieselben Sozialisten, die seit Jahrzehnten für eine Gesamtschule ohne Sekundarschule einstehen, diese Segregation organisieren und hoch preisen. Es ist eben nicht nur ein Opfer auf dem Altar der Zweisprachigkeit, was mit der Filière Bilingue erbracht wird. Es ist einfache Vorteilswirtschaft des Bildungsbürgertums, auch und vor allem des linken.

Was wären die Alternativen?

  • In Bieler Schulhäuser gemeinsame Anlässe von Klassen beider Sprachen, sprachgemischte Sportklassen und Zusammenarbeit im Rahmen des Frühfranzösisch. Zusammen singen und spielen, in bestimmten Fächern das gleiche Thema bearbeiten und gegenseitig die Ergebnisse zeigen. Das wäre Zweisprachigkeit für alle, die niemanden ausschliesst.
  • Oder gleich alle Klassen zweisprachig führen. Ist unrealistisch, weil die nicht alle Kinder genügend Sprachkompetenz haben oder genügend sprachintelligent sind? Genau, deshalb werden diese stärkeren auch in die Filière Bilingue separiert…

Berichte dazu:

Danke, Werner Hadorn!

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Quelle:http://m.facebook.com/pages/BIEL-BIENNE-Die-Wochenzeitung-Lhebdomadaire/190795637598775?id=190795637598775&refsrc=http%3A%2F%2Fbielbienne.com%2F&_rdr

Danke, Werner Hadorn! Nach gefühlten hundert ergebnislosen Wahlkämpfen der erste Sozialist, der mir Ambitionen zum Regierungsrat gibt: tut gut. Ist unrealistisch und genauso unbedarft wie der Rest der Kolumne.

Fakten: Ja, ich bin begeistert. Seit 1997, nachweislich. Auch ohne „Kantonskurs“. Die Reorganisation bringt’s. Eine halbe Million pro Jahr sparen bei mindestens gleicher Leistung, sozialverträglicher Umbau, bessere Qualitätsentwicklung und Stärkung der zweisprachigen Ausbildung. Zum Mitschreiben: Mehr für weniger.

Verständlich die Trauer und die Wut über die Auflösung. Wir werden uns alle Mühe geben, das Gute aus allen Organisationen mitzunehmen. Wir „desavouieren“ die Gegner nicht. Aber der Vorschlag der Alt-Rektorin nur ein einziges, zweisprachiges Gymnasium zu haben, ist nicht zu Ende gedacht. Kein französischsprachiges Gymnasium mehr im Kanton Bern? Können wir den Berner Jura einfach vergessen?

„Riesenschulen“? Sicher nicht. Es braucht eine kritische Grösse, damit gut organisiert werden kann. Richtig sind 600 bis 900 Schüler/innen. Da werden wir uns bewegen.

Respekt vor der Arbeit aller Beteiligten, das ist zu verlangen. Auch vor den beiden Gymnasien am Strandboden, die Zweisprachigkeit leben. Dreimal mehr zweisprachige Maturen als an der Alpenstrasse, wo die zweisprachigen Klassen vom Aussterben bedroht sind. Gleichberechtige Partner auf Augenhöhe, so soll Zweisprachigkeit gelebt werden. Keine künstliche Kultur, sondern Begegnung der Kulturen.

Die heutige Situation ist unhaltbar. In den vergangenen zwei Jahren wurde jeweils eine deutschsprachige Klasse nach oben umgeteilt, damit das Gymnasium Alpenstrasse weiter existiert. Die Stellen wurden am Seeland Gymnasium abgebaut, die Alpenstrasse hat nur profitiert. Mehr Schüler/innen aufnehmen geht nicht, die duale Bildung darf nicht gefährdet werden. Wir haben genug Gymnasiast/innen. Ja, Werner Hadorn, Reorganisation ist auch ohne Sparen unausweichlich, weil sonst die gymnasiale Ausbildung auf dem Platz Biel Schaden nimmt. Wir haben schlicht in diesem Jahrzehnt zu wenig Schüler/innen, als dass wir die Alpenstrasse weiterführen könnten. Die überlebt aus eigenen Stücken nämlich nicht mehr.

Zur Tradition: Das Wirtschaftsgymnasium ist nur entstanden, weil das Bieler Gymnasium Wirtschaft als „nicht gymnasial“ betitelt hat. Das hat Auswirkungen: Wenn im Kirchenfeld 32% mit Schwerpunkt Wirtschaft abschliessen, sind es in Biel ganze 16%, Stand 2013.

Von wegen Wochenendarbeit, das dürfte Werner Hadorn ja nicht fremd sein. Wir sind Kader, wir haben zu arbeiten. Es sei daran erinnert, dass die Fusion der Linde mit dem Deutschen Gymnasium 2005 genauso vollzogen worden ist. Das Resultat ist gut. Also sollte man sich bitte nicht lustig machen über unsere Arbeit und unseren Leistungswillen!

Wie werden wir es umsetzen? Wir werden dafür sorgen, dass rasch entschieden wird. Weil Unsicherheit für Mitarbeiter/innen nämlich schlimm ist. Wir werden dafür sorgen, dass immer Schule stattfindet, in guten Räumen, mit guter Ausrüstung und guten Lehrer/innen. Dafür brauchen wir die Unterstützung aller. Nehmt Abschied von der Vergangenheit und helft uns die Zukunft bauen. Die gymnasiale Bildung wird durch die Reorganisation gestärkt. Deshalb sollten wir begeistert sein, bei allem Respekt.