TOBS et NMB : Manœuvres politiques des radicaux ?

Der Parti radical roman de Bienne äussert sich am 28.09.15 zur Berichterstattung über den Entscheid des Stadtrates zu den grossen Kulturinstitutionen in Biel. Er trifft den Nagel ziemlich auf den Kopf:

L’article et le commentaire de M. Julien Baumann dans le JdJ du 26.09.2015, manifestement inspiré par une spéculation du Conseiller municipal Cédric Némitz, spéculation semble-t-il corroborée par « une source proche des négociations », en appelle à une mise au point.

Avec son récent débat sur la réduction des subventions accordées au TOBS et au NMB, le Conseil de ville a poursuivi celui du printemps passé sur l’assainissement durable des finances communales NHS,  débat abruptement interrompu par le retrait par le Directeur de la culture de la proposition du Conseil municipal à ce sujet.

Le projet NHS a été lancé par le Conseil municipal dès 2013, et comprend 74 mesures dont l’objectif consiste à corriger un déficit structurel des finances communales en équilibrant, non seulement revenus et dépenses, mais également les différentes mesures d’assainissement à prendre et les différents intérêts en cause.

A quelques exceptions près qui concernent notamment l’augmentation des recettes, les partis de la droite et du centre ont fini par largement soutenir NHS. Concernant le TOBS et le NMB, les radicaux se sont toutefois rapidement rendus compte que les propositions de l’exécutif étaient pratiquement irréalisables : l’abolition pure et simple de l’orchestre professionnel par la proposition d’un « orchestre de projet » devait forcément rencontrer une vive opposition ; la suppression au NMB de l’archéologie est pratiquement exclue par les conditions stipulées lors de la donation de la collection par le colonel Friedrich Schwab. Ces faits ne pouvant être ignorés par le Conseil municipal, le soupçon est né que ces propositions avaient été faites dans le dessein délibéré d’obtenir leur refus par le Conseil de ville.    

C’était sans compter avec l’idée libérale-radicale de maintenir l’objectif du Conseil municipal de réduction des coûts pour les deux institutions, tout en laissant à leurs organes responsables, seuls compétents en la matière, le soin de trouver les voies idoines pour y parvenir. C’est là où le Directeur de la culture a fait sa pirouette du mois de mai, geste de toute évidence personnel et spontané, approuvé après coup par le Conseil municipal. L’ouvrage devait donc être remis sur le métier par les deux motions adoptées la semaine passée.

Le TOBS est une entreprise à 15 mio. annuels, dont la subvention de la ville de Bienne de 4 mio.  Par l’effet de la proportionnalité des autres contributions,  la diminution de celle-ci de 360’000.- fr. pourrait entraîner une diminution totale de 1 mio. sur 15, soit de 6,5%. Le NMB tourne actuellement avec 2,2 mio. par année, dont 950’000.- de la ville de Bienne. L’économie escomptée de 90’000.- sur ce montant entraînerait une diminution du budget global de CHF 180’000.-, soit de 8 %. Considérer des restrictions budgétaires de cet ordre comme des « coupes à blanc » dans le domaine culturel relève de la pure polémique. Ce d’autant plus que les deux institutions, lors de leur fondation en 2011, ont profité de substantielles augmentations des subventions qui, déjà à l’époque, étaient déclarées comme contraire à une stratégie financière proclamée en 2010 sans suites concrètes. Enfin, les motionnaires n’ont fait que reprendre les propositions du projet NHS face auxquelles les contrepropositions du Conseil municipal (100’000.- sur le 15 mio. du TOBS, aucune pour le NMB), étaient clairement insuffisantes. Il ne restait donc plus qu’à adopter les motions.

Toute autre décision aurait été injuste vis-à-vis de tous les autres acteurs biennois, y compris le contribuable, qui sont appelés, dans le cadre de NHS,  à payer un tribut proportionnellement souvent bien plus lourd. Il n’y a pas de raison que les plus gros bénéficiaires de subventions échappent à ce douloureux exercice. A cet égard, la déception voire la colère des directeurs concernés est compréhensible. L’orage passé, nous sommes confiants que de nouvelles orientations permettant en ville de Bienne une vie culturelle de qualité pourront être trouvées.

Manœuvre électoraliste des radicaux ? Au contraire : poursuite du travail difficile et ingrat mais responsable qui consiste à repenser les structures de notre ville de fond en comble pour les adapter durablement à ses capacités financières. Il serait beaucoup plus sympathique de distribuer l’argent  – que nous n’avons pas. Pour augmenter les impôts de 2 ou 3 points comme le souhaite la gauche ? Ce ne serait ni équilibré, ni durable.“

Links nachträglich eingefügt.

Weniger Geld für Orchester und Theater in Biel? – Stadtrat vom 24.09.15

Soll das Theater und Orchester Biel-Solothurn weniger Geld bekommen? Was der Kulturdirektor zuerst noch vertreten hat, zog er während der Debatte zur Haushaltsanierung überraschend zurück. Jetzt kommt der Vorschlag zurück. Mit mehr Freiheit für die Kulturinstitution, aber nicht weniger hoch. Meine Zustimmung zu diesem Vorgehen hängt vom Agieren des Kulturdirektors ab. Lesen Sie hier, was ich im Stadtrat sagte und was schliesslich entschieden wurde.

„Für das Theater und Orchester von Biel (TOBS) stellt die Motion in zweifacher Weise eine unverdauliche Kost dar: Einerseits muss im Kulturbetrieb zwei Jahre im Voraus geplant werden. Deshalb wird es schwierig, die strategische Wende in so kurzer Zeit zu vollziehen. Auf die Frage, warum denn nicht schon früher nach Lösungen gesucht wurde, sagt der Stiftungsratspräsident, dass der Druck zum Sparen unvermittelt gekommen sei. Andererseits ist das Ausmass der Kürzung nach Auskunft ihres Stiftungsratspräsidenten zu gross, als dass ohne Streichung von Oper oder Schauspiel der Betrieb aufrechterhalten werden könnte.

Denjenigen, die das Publikum zählen und daraus den Wert der Kultur ableiten, ist entgegen zu halten, dass die grossen Werke über die Jahrhunderte wesentlich mehr Publikum sahen, als jede Formation und jedes Stück, dass in Biel je ausserhalb des TOBS und seiner Vorgängerinstitutionen gezeigt wurde. Deshalb sind die über 10‘000 Stunden Ausbildung, die jedes Orchestermitglied, jede Opernsängerin und jeder Opernsänger hinter sich hat, bevor wir sie auf unseren Bühnen sehen, mit den meisten Ausbildungen der meisten übrigen Künstlern auf Biels Bühnen nicht zu vergleichen. Das tönt elitär und ist elitär. Wir wollen Qualität. Deshalb darf das TOBS nicht untergehen.

Hinzu kommt, dass diese Kultur für die grossen Unternehmen unserer Stadt wichtig ist. Qualifizierte Fachleute und Kader wollen qualifiziert unterhalten werden.

Und mehr noch: Als Rektor des Gymnasiums Biel-Seeland könnte ich keinem Vorstoss zustimmen, der das Orchester oder das Theater gefährden würde. Erweiterte Gesellschaftsreife ohne die lebendige europäische Kulturgeschichte ist nicht denkbar. Klar, wir könnten nach Basel oder Bern. Da ist der Kontakt hingegen wesentlich weniger unmittelbar, viele Vorhaben würden mit vertretbarem Aufwand nicht mehr zu realisieren sein.

Aber hier stehe ich nicht als Rektor, sondern als Teil meiner Fraktion, für die es wichtig ist, dass wir den Schulterschluss schaffen.

Auf der andern Seite steht Cédric Némitz als Vertreter des Gemeinderates in dieser Sache. Er hat unglücklich agiert, sein mangelndes politisches Gespür ist eines Gemeinderates nicht würdig. Er hat die Kürzungsvorschläge zu TOBS und dem Neuen Museum in den Gemeinderat gebracht. Er trägt deshalb für die formulierte Motion die volle Verantwortung, denn er wurde vor dem Vorbringen des Vorschlages eindringlich gefragt, ob die Einsparung umsetzbar sei. Er hat einen Bericht zur Fusion von Theater und Orchester gelesen und hat sich das Neuenburger Symphonieorchester vor der Reorganisation zum Bild genommen. Er hat gleichzeitig die Beiträge für andere Kulturinstitutionen erhöhen lassen. Die Kultur in Biel bekommt nach der Haushaltsanierung nach dem jetzigen Plan 700kCHF mehr als vorher, da fragt sich, wo eigentlich gespart wird. Leider mussten die bekannten öffentlich vorgetragenen Winkelzüge des Kulturdirektors registriert werden.

Nun kann ich mir durchaus vorstellen, die Motion nicht zu unterstützen, trotz meiner Unterschrift. Aber dazu müsste der Gemeinderat diese Verantwortung heute Abend klar übernehmen. Was ich dazu verlange, ist ein „Mea-Culpa“ von Cédric Némitz, verbunden mit der Verpflichtung, den Betrag anderweitig einzusparen, ohne Tricks und Halbwahrheiten.“

Eine Kulturdebatte ist das Ganze noch nicht. Es ist eine Fortsetzung der Debatte zur Haushaltssanierung. Für das Theater und Orchester ist das gefährlich. Ist die Zeit des Stadtorchesters und des Stadttheaters vorbei? Ich fände das zum Heulen.

Nach der Sitzungspause um 21.15 ergreift der Kulturdirektor das Wort. Wer von Kultur spreche, müsse von Mitteln reden. Die Reduktion sei schwierig. Der Gemeinderat habe in der Haushaltsaniderungsdebatte immer die gleiche Linie behalten: Verzicht und nicht lineare Sparmassnahmen. Für eine Millionenreduktion müssen schmerzhafte Massnahmen ergriffen werden. Die kleinen Institutionen könnten nur wenig beitragen. Deshalb musste der Gemeinderat bei TOBS, dem Neuen Museum und bei der Bibliothek kürzen. Gleichzeitig wollte er die Leistungen erhalten. Das Projektorchester war eine Idee, wie die Oper und das Konzert erhalten bleiben könnten. Damit würde die Attraktivität für die Unternehmen erhalten bleiben. Auch in der Beantwortung der Motion sei der Gemeinderat seiner Linie treu geblieben. Wir wissen, dass Némitz bis jetzt nicht mit den Partnern, also zum Beispiel mit der Stadt Solothurn, verhandelt hat, was geschehen könnte. Die Reduktion von 10% sei nicht unmöglich, sagt der Kulturdirektor, aber man müsste sagen, was gespart werden solle. Die Institutionen wurden mit der Frage konfrontiert, was sie tun könnten, wenn der Betrag fehlen würde. Der Stiftungsrat des TOBS habe eine Idee, wie die Mittel beschafft oder die Kosten reduziert werden könnten. Allerdings sei 2018 ambitiös.  Was nun? Wir sind wieder da, wo wir vor einigen Monaten waren. Cédric Némitz sagt, es sei möglich, aber hart. Die Stadt budgetiert einen Fehlbetrag von 22 Mio. Franken für 2016. Sie kaschiert es zwar mit einmaligen Reduktionen der Abschreibungen und Entnahmen aus den Spezialfinanzierungen. Auch die Rechnung 2015 wird mit gegen 18 Mio. negativ abschliessen. Binnen fünf Jahren sind wir bei den von der Finanzdirektorin vorausgesagten 40 Mio. Defizit. Noch ohne Unternehmenssteuerreform. Entschuldigt bitte, aber da müssen wir alle beitragen. Der Kulturdirektor bleibt ruhig, liest halb ab, verlangt ein Postulat, der Ratspräsident will das Ende des Referates. Auf meine Aufforderung hat er nicht reagiert. Das heisst, ich werde für die Motion stimmen. Die Verantwortung trägt Gemeinderat Némitz.

Namensabstimmung. Ich stimme wirklich für die Motion, das schmerzt. Sie wird mit 28 zu 21 bei 5 Enthaltungen überwiesen.

Nachhaltige Haushaltsanierung: Drei Kröten geschluckt

In Zeiten der Debatte um die nachhaltige Haushaltsanierung der Stadt Biel müssen Kompromisse gefunden werden. Das sagt sich schnell, ist aber nicht so einfach. Für mich gilt es, drei Kröten zu schlucken.

Erfreulich ist der Schulterschluss von Mitte-Rechts: Von den Grünliberalen über die Freisinnigen bis zur SVP hat sich mehr als die Hälfte des Rates zu einem verantwortungsvollen Kompromiss gefunden. Umgesetzt wird, was die mehrheitliche Unterstützung bekommt. Das verlangt von den Beteiligten einige Disziplin. In den Verhandlungen war dies ein gutes Erlebnis, es ist das erste Mal, dass selbst Extreme zurückstanden und das Gemeinsame vor das Trennende stellten.

Was ist das Verhandlungsergebnis? Den Senkungen der Ausgaben steht eine Steuererhöhung im gleichen Umfang gegenüber. Es werden gleichzeitig Vorstösse eingereicht zum TOBS, zu den Neuen Museen und zur Bibliothek.

Drei Kröten habe ich zu schlucken:

  1. Es wird kaum in der Verwaltung gespart, Personalkosten werden nicht reduziert. Damit meine ich nicht Lohnsenkungen – die wären dumm – sondern effizientere Organisation der Verwaltung und Abbau von Leistungen.
  2. Die Steuern werden erhöht, zwar moderat, aber ohne die vorbehaltlose Überprüfung der Verwaltung? Das ist die grösste Kröte.
  3. Das Orchester wird zwar nicht gestrichen, wie es Cédric Némitz vorgeschlagen hat. Aber dem TOBS wird die mittelfristige Aufgabe gestellt, auf 360’000 Franken der Stadt Biel zu verzichten. Das sind ceteris paribus Kürzungen von weniger als 8%. Das ist die kleinste Kröte, denn die Stiftung hat genügend Zeit und das Publikum sollte bei den fast 14’000 Unterstützerinnen und Unterstützer wohl den grössten Teil leisten können.

Da kann man sich fragen, warum ich diese Kröten schlucke? Weil es Zeit wird, dass die Stadt Biel einen Mitte-Rechts-Gemeinderat erhält. Der Schulterschluss zum verantwortungsvollen Verhandlungsergebnis ist die Hauptprobe, bei der ich nicht fehlen will. Und ja, wenn die Partei und die Verbündeten wollen, werde ich kandidieren.

NR 2015 Cadetg

Nachhaltige Haushaltsanierung – jetzt wird es ernst (Sparen in Biel – Saison 2015, Folge 7)

Beginnen tut die Bieler Haushaltsanierungsdebatte II/2015 mit den Haltestellen der Busse, die gestrichen werden. Dann kommt die Nette Toilette bzw. treten die alten Herren auf, die für die öffentlichen Toiletten kämpfen. Sie werden von der vereinigten Mitte-Rechts überstimmt.

Wenn es um die Strassenreinigung geht, dann wird es grundsätzlich. Da hätte die Baudirektorin vorsichtiger zu Werke gehen können. Sie hätte vorschlagen können, verschmutzungsabhängig die Reinigung zu reduzieren. Sie habe eine sichtbare und einschneidende Massnahme gebracht, sagt die Gemeinderätin. Und geht unter.

Reduzierter Strassenunterhalt, da sind wir dagegen. Aufgeschobener Unterhalt ist keine Sparmassnahme. Wo bleibt da die Nachhaltigkeit, liebe grüne Baudirektorin?

Kein Beitrag für Parc Chasseral macht scheinbar keinen Schaden. Und für den Tierschutzverein schlägt der zuständige Gemeinderat vor, zu spenden. Fritz Thomke enerviert sich und erinnert daran, dass die Hundesteuer hoch sei und man damit nicht die SIP finanzieren soll, die den Leuten sagt, sie sollen den Robidog brauchen, was sie eigentlich wissen sollten. Mit 27:25 wird hier nicht gespart. Dann aber ist die Schwanenkolonie Geschichte. Beim Tierpark geht es ein wenig länger, aber er bleibt unbeschadet. Die Galerie ist gut gefüllt.

Jetzt geht es ans Orchester. Die Finanzdirektorin schaut nach oben, der Kulturdirektor lächelt kurz. Stefan Kaufmann drückt unsere Mühe mit der Massnahme aus, weil wir nicht wissen, wie ehrlich sie gemeint ist. Es ist nicht Aufgabe des Gemeinderates, dem TOBS in den Betrieb zu greifen. Die Massnahme soll bleiben, 7.5% ist machbar in zwei Jahren. Aber ein Projektorchester wollen wir nicht. Die Linke droht laut und heftig. Cédric Némitz sieht die Niederlage kommen und zieht zurück, offensichtlich im Namen des Gemeinderates ohne formelle Abstimmung. In seiner Haut möchte ich nicht stecken.

Tricks, leider. Zur Haushaltsanierung in der Bildungs-, Kultur- und Sportdirektion.

Er gehört nicht zu uns. Das merken wir, wenn er planwirtschaftlichen Ideen frönt und wenn er eine schöne Administration der Wirkung an der Front vorzieht. Bis anhin gab der Bildungs-, Kultur- und Sportdirektor Némitz das Bild eines gradlinigen Politikers, dem die transparenten und ehrliche demokratische Auseinandersetzung am Herz liegt. Ist das zu einfach?

Wer sein Verhalten in der Haushaltsanierung anschaut, kann nur zu einem Schluss kommen: „Ja, das ist zu einfach.“

  • Sein eigener Apparat bleibt unangetastet. Dabei gibt es einige Stellen, deren Abbau er gefahrlos vorschlagen könnte. Seine Direktion liesse sich in mancher Hinsicht verschlanken. Beispiele? Braucht es einen Chefabwart? Warum sind die Schulsozialarbeiter/innen nicht den Schulleitungen unterstellt?
  • Cédric Némitz ist gescheit. Er wusste, dass einige Vorschläge – Orchester, Museen, Bibliothek – grosse Opposition hervorrufen konnten. Damit diese Opposition auch richtig heftig wird, hat er sich gar nicht darum bemüht, ein realistisches Szenario zu entwerfen. So ist fraglich, ob mit einem Projektorchester bei gleicher Leistung überhaupt gespart würde (vgl. die Aussagen von Dominik Aebi im Bieler Tagblatt vom 18.04.15, S. 26.) Niemand weiss, ob die Berner Fachhochschule bei einer gemeinsamen Bibliothek mitmacht und wenn ja, unter welchen finanziellen Bedingungen. Schon gar nicht realistisch ist der Zeitplan, 2018 steht der Campus noch gar nicht.
  • Er ist auch raffiniert, weil er sein eigenes Klientel schützt. Er hat nie in Erwägung gezogen, statt der beiden Theater ein Einziges vorzusehen. Er hat nie ernsthaft öffentlich darüber gesprochen, dass gerade die Kürzung der Subventionen für das TOBS seinen unrealistischen Betriebsplan für das Palace noch unrealistischer werden lassen. Und er erhöht die Subventionen einzelner Institutionen gleichzeitig.
  • Cédric Némitz hat auch nicht ernsthaft versucht, Verständnis für seine Massnahmen zu erzeugen. Muss er sich da wundern, wenn einige auch kein Verständnis für Steuererhöhungen haben?

Es machte vor der Haushaltsanierungsdebatte als Gemeinderat den Eindruck, er sei wenigstens gradlinig und transparent. Ist er nicht. Schade.

Auf der Direktion Bildung, Kultur und Sport wurden also die Hausaufgaben nicht erledigt.

Palace? Ja…

Die Unterstützung der Kultur der jeweils andern Sprachgruppe ist für den Sprachfrieden in der Stadt eine entscheidende Sache. Es ist der finanzielle Aspekt, der eigentlich in einer Abwägung über alle Unterstützungen und beide Sprachgruppen erörtert werden sollte. Von Gemeinderat Némitz ist dafür kein tatkräftiges Verständnis zu bekommen, um es einmal so auszudrücken. Wenn er aber richtig kalkuliert hat, dann ist es auch möglich, dass wir einen Antrag für den Ausführungskredit sehen werden, der höchstens die genannten 2.8 Mio. Beitrag der Stadt sehen wird. Hinzu kommt, dass der Kosten- und Ertragsplan unrealistisch ist. Zum Beispiel dies: Das Engagement von TOBS zu vergrössern ist betriebswirtschaftlich aus Sicht der Stadt Biel falsch. Im Palace braucht es ein grösseres Orchester als im Stadttheater und die Aufführungen sind unter dem Strich teurer als in der Altstadt. Auch werden die Saalmieten am Markt kaum durchzusetzen sein, wir haben die Begehrlichkeiten schon gehört.
Wir setzen uns also unter einen sehr grossen Druck, wir werden eine Reihe kostspieliger Folgen zu tragen haben.
Nach all diesen Überlegungen werde ich dem Geschäft nur zustimmen können, wenn eine verbindliche Begrenzung der Investition der Stadt Biel auf 2.8 Mio. vorliegt. Das Wort von Gemeinderat Némitz reicht mir übrigens. Er gehört zu den Gemeinderäten, die noch nicht öffentlich gelogen haben.

Und wie läuft die Stadtratsdebatte? Es ist der 18. September 2014. Die vorgängigen Traktanden haben nicht viel ausgelöst, die Stimmung ist ruhig, zumindest zu Beginn. Geht der Sprecher der GPK ans Pult, will den Planungskredit, erklärt die Varianten und warum die teuerste gewählt wurde. Mein Sitznachbar äussert sich schon einmal pointiert. Ein Theater für die Romands, das muss das Thema sein. Der GPK-Vertreter greift jetzt in die Vollen, er stellt die Frage, ob es ein ständiges Orchester überhaupt geben soll. Dann geht er in Richtung der Risiken, unter deren Aspekt ein vernünftiger Gemeinderat meine Forderung nach Sicherheit durch sein Wort nicht erfüllen kann. Der GPK-Sprecher wird immer mutiger:Er weiss schon, dass der Businessplan nicht gut ist. Auch der Projektierungskredit sei so hoch, dass auf eine Bausumme von 9 Mio. statt der budgetierten 5 Mio. geschlossen werden könne. Trotzdem müsse das Geschäft genehmigt werden, weil die umliegenden Gemeinden der Stadt die Aktien des Palace geschenkt haben.
Darauf schreitet Maurice Paronitti ans Pult und erklärt, dass unsere Fraktion hinter dem Kredit stehe, im Prinzip. Man könne vom kantonalen Engagement profitieren. Aber zu bedenken sei, dass mehr als das Nötige getan werde. Dies bringe keinen einzigen zusätzlichen Besucher. Paronitti stellt einige Fragen. Némitz grinst und schreibt auf. Wir sollten eigentlich das Engagement beschränken, sagt Paronitti. Eigentlich sollten wir zurückweisen, aber das Projekt verdient jetzt Unterstützung. Wir wollen die Begrenzung des städtischen Engagements auf 2.8 Mio.
Die Grüne will den Kredit, findet alles logisch. Sie will aber noch eine Hörschleife. Die Sozialistin redet über die Zweisprachigkeit. Der Grünliberale ist der Kleinkünstler, der dem Gemeinderat fürs Zuhören dankt. Allerdings wundern sie sich über die zusätzlichen jährlichen Beiträge, die da schon einmal drin sind. Den Betriebsplan finden sie hingegen in Ordnung. Der Mietpreis sei zu hoch, die Frequenz könne aber noch erhöht werden. Wenn die Leute einmal ein wenig Betriebswirtschaft lernen könnten: Sprechen wir über Elastizität… Der SVP-Sprecher steht kritisch da. Wir haben drei Theater, die unterstützt werden müssen. Warum müssen wir sprachtrennen? Die Voten folgen sich, die Sitzung wird unterbrochen. Was der eine oder der andere in der Pause sagt, hat Zündstoff. Aber dahin will ich nicht, der Sprachfriede ist wichtiger. Pointiert äussert sich wie immer mein Grünliberaler Nachredner Pichard: Brauchen wir in der zweisprachigen Stadt elitäres französisches Theater. Er gibt zu, dass er in Biel Theater macht. Anschliessend ist Werner Hadorn eindrücklich in seinem Votum. Die Leute kamen nach Biel, als wir noch das Capitol hatten. Das Palace ist nicht das dringlichste, wir brauchen Veranstaltungen, die Ausstrahlung haben. Wir haben das Kongresshaus, der Saal ist akkustisch und technisch nicht brauchbar. Das Volkshaus hat einen Saal, der nicht zu brauchen ist. Das Wesentliche ist das professionelle Kulturmanagement. Es sind die richtigen Leute am Ruder, findet er, das Gebäude ist nicht wichtig.

Der Gemeinderat redet lange, detailliert und kämpft für seine Kultur. Ich finde ihn sympathisch, auch wenn ich das nicht gerne zugebe. Er sagt auch deutlich, dass er nie lügen werde. Wir hören zwar nicht genau, dass es nicht mehr als 2.8 Mio. für die Stadt kosten werde. Der Betriebsplan sei der heutigen Realität angepasst, er sei vorsichtig. Der Saal könne mehr hergeben. Das TOBS könne Tournées machen, wenn es im Palace produziere. Jetzt wird er unglaubwürdig, das ist so nicht richtig, weil die Truppe zu diesem Preis nicht produzieren kann.

Die Baudirektorin findet die kulturpolitische Debatte heute Abend richtig, deshalb vertrete auch Némitz das Geschäft. Die Nutzung sei jetzt klar. Mit dem Projektierungskredit können die nötigen Arbeiten in Angriff genommen werde. Die Variante sei also auch die richtige. Wir gehen im Moment von 5.5 Mio. aus, aber die Unsicherheit sei bei 25%. Der städtische Beitrag kann nicht plafoniert werden. Nicht nur die Stadt sei aber da drin, sondern Private und der Lotteriefonds. Es ist wichtig, dass auch weiterhin in Szenarien gedacht werde. Wenn weniger Geld komme, werde man einige Dinge auf jeden Fall machen müsse. Der Spielraum sei dann in der Ausstattung. Das ist alarmierend. Es wird viel mehr kosten. Aber dieses Beispiel werden wir für ihre Arbeit im Wahlkampf wieder brauchen können. Ärgerlich ist es trotzdem.

Das gibt eine grosse Zustimmung, ich enthalte mich der Stimme, weil ich keine Zusage bekommen habe, kein Versprechen. Ich stimme nicht dagegen, dem Sprachfrieden zuliebe.

Leistungsverträge Kulturinstitutionen

Der Stadtrat sitzt wieder. Über zwei Leistungsverträgen für Kulturinstitutionen. Für zwei Jahre: pra_rat_GR_20130214_d_22.08.13 Zwei herausnehmen vor dem Budget? Zwei bevorteilen, vor dem Sport, den Schulen, vor dem Sozialen, vor der Sicherheit oder vor allem andern? Die Tragweite des Entscheids ist gross. Es geht um Bürgersinn, indem in Kenntnis der ganzen Sache entschieden werden muss. Die Verschiebung der Entscheidung aufs Budget ist ein Akt der Vernunft, der Beginn der Gleichbehandlung. Mich schmerzt, dass es viele Leute gibt, die ich gut mag, die mich hier nicht verstehen wollen. Jetzt die Fakten: Die Verschiebung des Traktandums auf die Budgetsitzung wird von der Linken bestritten und von der Rechten gefordert. Der zuständige Gemeinderat Cédric Némitz sieht zwei Sorgen, diejenige ums Budget und diejenige um die Kultur. Die Agenden sind verschieden, die Zeit zur Behandlung ist nicht dieselbe. Was würde geschehen, wenn die beiden Leistungsverträge später behandelt werden? Die Beträge, über die wir heute entscheiden, sind viel zu klein, als dass sie etwas ausmachen würde. Mit 25 zu 29 wird die Verschiebung abgelehnt. Dann die Annahme der Leistungsverträge. Die Budgetdebatte wird hart werden…