Bieler Budget 2016 – Weitsicht gefragt

Am nächsten Mittwoch (14.10.15) wird der Stadtrat das Budget 2016 beraten und dem Volk unterbreiten. Warum zwei Steuererhöhungen vorgelegt, ein doppeltes Ja empfohlen und eine Empfehlung für die Stichfrage abgegeben werden soll.

Die langfristige finanzielle Situation der Stadt Biel ist nicht rosig. Deshalb wurden im Frühsommer 2015 in zeitweise heftigen Debatten eine Reihe von Massnahmen beschlossen, die teils schwer verdaulich sind.

Jetzt hat der Gemeinderat das Budget 2016 vorgelegt. In zwei Varianten, die die Vorgabe des ausgeglichenen Budgets mit einem Zehntel Steuererhöhung (1.63 statt 1.53) nicht erfüllen. Rückblick: Wie wollte der Gemeinderat in der Haushaltsanierungsdebatte im Frühsommer (NHS2016+) ein ausgeglichenes Budget erreichen? Mit Einsparungen, Gebührenerhöhungen und einer Steuererhöhung um zwei Zehntel auf 1.73.

Was schlägt er vor und warum? Zwei Defizite, beide durch Entnahmen aus Spezialfinanzierungen kaschiert, eines mit einem Zehntel (1.63) und ein anderes mit anderthalb Zehnteln Steuererhöhung (1.68). Das zweite hat noch drei Zückerchen für einzelne Gruppen dabei: Die Ludothek und die Schwanenkolonie bekommen Subventionen, die in der NHS2016+ gestrichen waren, und den Schulen werden für schulische Aktivitäten 40’000 Franken gesprochen.

Das Ziel des Gemeinderates ist ein gültiges Budget, deshalb die Varianten. Die Linke hat die Begehrlichkeiten zusammen gefasst und will die Haushaltsanierungsdebatte rückgängig machen (Bieler Tagblatt, 10.10.15). Meine Position dazu: Biel ist für Alle. Biel wollte aber zumindest was den Stadtrat angeht, keine weiteren Umverteilungen. Über diese Frage kann Biel nächstes Jahr in den Wahlen wieder entscheiden.

Wie sieht mein Vorschlag zum Budget 2016 aus und warum?

  1. Dem Volk werden zwei Varianten unterbreitet.
  2. Die erste mit einem Steuerzehntel (1.63) und einem Defizit 3 Mio., wie vom Gemeinderat vorgeschlagen.
  3. Die zweite mit zwei Steuerzehntel (1.73) und schwarzer Null. Dazu wird im zweiten Vorschlag des Gemeinderat auch die Entnahme aus der Spezialfinanzierung Buchgewinne um 3 Mio. gesenkt.
  4. Empfohlen wird ein doppeltes Ja und bei der Stichfrage die Variante 1.

Der Stadtrat hat nicht die Zeit und die Expertise, das Budget nachhaltig zu verändern. Das Ziel der langfristigen guten wirtschaftlichen Entwicklung der Stadt darf nicht aus den Augen verloren werden. Deshalb braucht es ein Budget und deshalb müssen auch gegen den Willen Vieler – da gehöre ich dazu – die Steuern erhöht werden. Wenn der Gemeinderat die Entnahmen aus den Spezialfinanzierungen zur Verstetigung der Ergebnisse braucht, reduziert er das Eigenkapital der Stadt im eigentlichen Sinne. Das geht auf Hans Stöckli zurück, der damit unter anderem richtigerweise die Stadt Biel als verlässliche Partnerin für Unternehmen in allen Bereichen zeigen wollte und konnte. Auch wenn die Transparenz der Rechnung damit leidet, muss festgestellt werden, dass ein Politikwechsel in diesen schwierigen Zeiten nicht angezeigt ist. Also ist dem Gemeinderat zu folgen.

Hingegen hat der Gemeinderat ursprünglich zwei Zehntel Steuererhöhung verlangt. Er war überzeugt, dass dies richtig ist und ist es im Grunde noch heute, wie die Lektüre des Berichtes an den Stadtrat zum Budget 2016 zeigt. Deshalb muss seine zweite Variante kohärent zur Eingabe bei NHS2016+ sein und zwei Steuerzehntel, nicht anderthalb zusätzlich fordern.

Damit die Stadt handlungsfähig sei, müsse sie ein Budget 2016 haben. Ein Nein vom Volk schade dem Wirtschaftsstandort. Wenn dieser Argumentation des Gemeinderates gefolgt wird, ist konsequent, ein doppeltes Ja zu empfehlen und gleichzeitig der Variante 1 den Vorzug zu geben. Letzteres als Signal: Wir wollen eine effiziente und entwicklungsfähige Stadt Biel.

Die Unterstützung für ein gültiges Budget ist für den Gemeinderat aber eine Verpflichtung: Nach wie vor ist die Reorganisation der Verwaltung nicht erfolgt, da gilt es weitere Massnahmen zu beschliessen und umzusetzen. Damit ist die Spezialfinanzierung „contract social“ in der vorgeschlagenen Höhe richtig, sie unterstützt eine sozialverträgliche Umsetzung der Reorganisation.

Und zuletzt: Die Beschlüsse der Haushaltsanierung NHS2016+ müssen geschützt werden. Die kleine Abweichung in der Variante 2 ist unschön aber letztlich unerheblich, denn es ist der Vorschlag des Gemeinderates, der vom gleichen Volk gewählt wurde wie der Stadtrat. Also sollen auch beide Meinungen dem Volk zum Entscheid unterbreitet werden.

Die Diskussionen zum Budget 2016 in den Fraktionen und zwischen den Parteien haben begonnen. Ich hoffe auf eine klare und vernünftige Vorlage, die nicht weiter hinter die Beschlüsse vom Frühjahr zurückgeht, als das Gemeinderat vorschlägt. So wissen wir am Schluss, wie viel die Bielerinnen und Bieler für die Entwicklung der Stadt aufzuwenden bereit sind.

 

 

TOBS et NMB : Manœuvres politiques des radicaux ?

Der Parti radical roman de Bienne äussert sich am 28.09.15 zur Berichterstattung über den Entscheid des Stadtrates zu den grossen Kulturinstitutionen in Biel. Er trifft den Nagel ziemlich auf den Kopf:

L’article et le commentaire de M. Julien Baumann dans le JdJ du 26.09.2015, manifestement inspiré par une spéculation du Conseiller municipal Cédric Némitz, spéculation semble-t-il corroborée par « une source proche des négociations », en appelle à une mise au point.

Avec son récent débat sur la réduction des subventions accordées au TOBS et au NMB, le Conseil de ville a poursuivi celui du printemps passé sur l’assainissement durable des finances communales NHS,  débat abruptement interrompu par le retrait par le Directeur de la culture de la proposition du Conseil municipal à ce sujet.

Le projet NHS a été lancé par le Conseil municipal dès 2013, et comprend 74 mesures dont l’objectif consiste à corriger un déficit structurel des finances communales en équilibrant, non seulement revenus et dépenses, mais également les différentes mesures d’assainissement à prendre et les différents intérêts en cause.

A quelques exceptions près qui concernent notamment l’augmentation des recettes, les partis de la droite et du centre ont fini par largement soutenir NHS. Concernant le TOBS et le NMB, les radicaux se sont toutefois rapidement rendus compte que les propositions de l’exécutif étaient pratiquement irréalisables : l’abolition pure et simple de l’orchestre professionnel par la proposition d’un « orchestre de projet » devait forcément rencontrer une vive opposition ; la suppression au NMB de l’archéologie est pratiquement exclue par les conditions stipulées lors de la donation de la collection par le colonel Friedrich Schwab. Ces faits ne pouvant être ignorés par le Conseil municipal, le soupçon est né que ces propositions avaient été faites dans le dessein délibéré d’obtenir leur refus par le Conseil de ville.    

C’était sans compter avec l’idée libérale-radicale de maintenir l’objectif du Conseil municipal de réduction des coûts pour les deux institutions, tout en laissant à leurs organes responsables, seuls compétents en la matière, le soin de trouver les voies idoines pour y parvenir. C’est là où le Directeur de la culture a fait sa pirouette du mois de mai, geste de toute évidence personnel et spontané, approuvé après coup par le Conseil municipal. L’ouvrage devait donc être remis sur le métier par les deux motions adoptées la semaine passée.

Le TOBS est une entreprise à 15 mio. annuels, dont la subvention de la ville de Bienne de 4 mio.  Par l’effet de la proportionnalité des autres contributions,  la diminution de celle-ci de 360’000.- fr. pourrait entraîner une diminution totale de 1 mio. sur 15, soit de 6,5%. Le NMB tourne actuellement avec 2,2 mio. par année, dont 950’000.- de la ville de Bienne. L’économie escomptée de 90’000.- sur ce montant entraînerait une diminution du budget global de CHF 180’000.-, soit de 8 %. Considérer des restrictions budgétaires de cet ordre comme des « coupes à blanc » dans le domaine culturel relève de la pure polémique. Ce d’autant plus que les deux institutions, lors de leur fondation en 2011, ont profité de substantielles augmentations des subventions qui, déjà à l’époque, étaient déclarées comme contraire à une stratégie financière proclamée en 2010 sans suites concrètes. Enfin, les motionnaires n’ont fait que reprendre les propositions du projet NHS face auxquelles les contrepropositions du Conseil municipal (100’000.- sur le 15 mio. du TOBS, aucune pour le NMB), étaient clairement insuffisantes. Il ne restait donc plus qu’à adopter les motions.

Toute autre décision aurait été injuste vis-à-vis de tous les autres acteurs biennois, y compris le contribuable, qui sont appelés, dans le cadre de NHS,  à payer un tribut proportionnellement souvent bien plus lourd. Il n’y a pas de raison que les plus gros bénéficiaires de subventions échappent à ce douloureux exercice. A cet égard, la déception voire la colère des directeurs concernés est compréhensible. L’orage passé, nous sommes confiants que de nouvelles orientations permettant en ville de Bienne une vie culturelle de qualité pourront être trouvées.

Manœuvre électoraliste des radicaux ? Au contraire : poursuite du travail difficile et ingrat mais responsable qui consiste à repenser les structures de notre ville de fond en comble pour les adapter durablement à ses capacités financières. Il serait beaucoup plus sympathique de distribuer l’argent  – que nous n’avons pas. Pour augmenter les impôts de 2 ou 3 points comme le souhaite la gauche ? Ce ne serait ni équilibré, ni durable.“

Links nachträglich eingefügt.

Weniger Geld für Orchester und Theater in Biel? – Stadtrat vom 24.09.15

Soll das Theater und Orchester Biel-Solothurn weniger Geld bekommen? Was der Kulturdirektor zuerst noch vertreten hat, zog er während der Debatte zur Haushaltsanierung überraschend zurück. Jetzt kommt der Vorschlag zurück. Mit mehr Freiheit für die Kulturinstitution, aber nicht weniger hoch. Meine Zustimmung zu diesem Vorgehen hängt vom Agieren des Kulturdirektors ab. Lesen Sie hier, was ich im Stadtrat sagte und was schliesslich entschieden wurde.

„Für das Theater und Orchester von Biel (TOBS) stellt die Motion in zweifacher Weise eine unverdauliche Kost dar: Einerseits muss im Kulturbetrieb zwei Jahre im Voraus geplant werden. Deshalb wird es schwierig, die strategische Wende in so kurzer Zeit zu vollziehen. Auf die Frage, warum denn nicht schon früher nach Lösungen gesucht wurde, sagt der Stiftungsratspräsident, dass der Druck zum Sparen unvermittelt gekommen sei. Andererseits ist das Ausmass der Kürzung nach Auskunft ihres Stiftungsratspräsidenten zu gross, als dass ohne Streichung von Oper oder Schauspiel der Betrieb aufrechterhalten werden könnte.

Denjenigen, die das Publikum zählen und daraus den Wert der Kultur ableiten, ist entgegen zu halten, dass die grossen Werke über die Jahrhunderte wesentlich mehr Publikum sahen, als jede Formation und jedes Stück, dass in Biel je ausserhalb des TOBS und seiner Vorgängerinstitutionen gezeigt wurde. Deshalb sind die über 10‘000 Stunden Ausbildung, die jedes Orchestermitglied, jede Opernsängerin und jeder Opernsänger hinter sich hat, bevor wir sie auf unseren Bühnen sehen, mit den meisten Ausbildungen der meisten übrigen Künstlern auf Biels Bühnen nicht zu vergleichen. Das tönt elitär und ist elitär. Wir wollen Qualität. Deshalb darf das TOBS nicht untergehen.

Hinzu kommt, dass diese Kultur für die grossen Unternehmen unserer Stadt wichtig ist. Qualifizierte Fachleute und Kader wollen qualifiziert unterhalten werden.

Und mehr noch: Als Rektor des Gymnasiums Biel-Seeland könnte ich keinem Vorstoss zustimmen, der das Orchester oder das Theater gefährden würde. Erweiterte Gesellschaftsreife ohne die lebendige europäische Kulturgeschichte ist nicht denkbar. Klar, wir könnten nach Basel oder Bern. Da ist der Kontakt hingegen wesentlich weniger unmittelbar, viele Vorhaben würden mit vertretbarem Aufwand nicht mehr zu realisieren sein.

Aber hier stehe ich nicht als Rektor, sondern als Teil meiner Fraktion, für die es wichtig ist, dass wir den Schulterschluss schaffen.

Auf der andern Seite steht Cédric Némitz als Vertreter des Gemeinderates in dieser Sache. Er hat unglücklich agiert, sein mangelndes politisches Gespür ist eines Gemeinderates nicht würdig. Er hat die Kürzungsvorschläge zu TOBS und dem Neuen Museum in den Gemeinderat gebracht. Er trägt deshalb für die formulierte Motion die volle Verantwortung, denn er wurde vor dem Vorbringen des Vorschlages eindringlich gefragt, ob die Einsparung umsetzbar sei. Er hat einen Bericht zur Fusion von Theater und Orchester gelesen und hat sich das Neuenburger Symphonieorchester vor der Reorganisation zum Bild genommen. Er hat gleichzeitig die Beiträge für andere Kulturinstitutionen erhöhen lassen. Die Kultur in Biel bekommt nach der Haushaltsanierung nach dem jetzigen Plan 700kCHF mehr als vorher, da fragt sich, wo eigentlich gespart wird. Leider mussten die bekannten öffentlich vorgetragenen Winkelzüge des Kulturdirektors registriert werden.

Nun kann ich mir durchaus vorstellen, die Motion nicht zu unterstützen, trotz meiner Unterschrift. Aber dazu müsste der Gemeinderat diese Verantwortung heute Abend klar übernehmen. Was ich dazu verlange, ist ein „Mea-Culpa“ von Cédric Némitz, verbunden mit der Verpflichtung, den Betrag anderweitig einzusparen, ohne Tricks und Halbwahrheiten.“

Eine Kulturdebatte ist das Ganze noch nicht. Es ist eine Fortsetzung der Debatte zur Haushaltssanierung. Für das Theater und Orchester ist das gefährlich. Ist die Zeit des Stadtorchesters und des Stadttheaters vorbei? Ich fände das zum Heulen.

Nach der Sitzungspause um 21.15 ergreift der Kulturdirektor das Wort. Wer von Kultur spreche, müsse von Mitteln reden. Die Reduktion sei schwierig. Der Gemeinderat habe in der Haushaltsaniderungsdebatte immer die gleiche Linie behalten: Verzicht und nicht lineare Sparmassnahmen. Für eine Millionenreduktion müssen schmerzhafte Massnahmen ergriffen werden. Die kleinen Institutionen könnten nur wenig beitragen. Deshalb musste der Gemeinderat bei TOBS, dem Neuen Museum und bei der Bibliothek kürzen. Gleichzeitig wollte er die Leistungen erhalten. Das Projektorchester war eine Idee, wie die Oper und das Konzert erhalten bleiben könnten. Damit würde die Attraktivität für die Unternehmen erhalten bleiben. Auch in der Beantwortung der Motion sei der Gemeinderat seiner Linie treu geblieben. Wir wissen, dass Némitz bis jetzt nicht mit den Partnern, also zum Beispiel mit der Stadt Solothurn, verhandelt hat, was geschehen könnte. Die Reduktion von 10% sei nicht unmöglich, sagt der Kulturdirektor, aber man müsste sagen, was gespart werden solle. Die Institutionen wurden mit der Frage konfrontiert, was sie tun könnten, wenn der Betrag fehlen würde. Der Stiftungsrat des TOBS habe eine Idee, wie die Mittel beschafft oder die Kosten reduziert werden könnten. Allerdings sei 2018 ambitiös.  Was nun? Wir sind wieder da, wo wir vor einigen Monaten waren. Cédric Némitz sagt, es sei möglich, aber hart. Die Stadt budgetiert einen Fehlbetrag von 22 Mio. Franken für 2016. Sie kaschiert es zwar mit einmaligen Reduktionen der Abschreibungen und Entnahmen aus den Spezialfinanzierungen. Auch die Rechnung 2015 wird mit gegen 18 Mio. negativ abschliessen. Binnen fünf Jahren sind wir bei den von der Finanzdirektorin vorausgesagten 40 Mio. Defizit. Noch ohne Unternehmenssteuerreform. Entschuldigt bitte, aber da müssen wir alle beitragen. Der Kulturdirektor bleibt ruhig, liest halb ab, verlangt ein Postulat, der Ratspräsident will das Ende des Referates. Auf meine Aufforderung hat er nicht reagiert. Das heisst, ich werde für die Motion stimmen. Die Verantwortung trägt Gemeinderat Némitz.

Namensabstimmung. Ich stimme wirklich für die Motion, das schmerzt. Sie wird mit 28 zu 21 bei 5 Enthaltungen überwiesen.

Nachhaltige Haushaltsanierung: Drei Kröten geschluckt

In Zeiten der Debatte um die nachhaltige Haushaltsanierung der Stadt Biel müssen Kompromisse gefunden werden. Das sagt sich schnell, ist aber nicht so einfach. Für mich gilt es, drei Kröten zu schlucken.

Erfreulich ist der Schulterschluss von Mitte-Rechts: Von den Grünliberalen über die Freisinnigen bis zur SVP hat sich mehr als die Hälfte des Rates zu einem verantwortungsvollen Kompromiss gefunden. Umgesetzt wird, was die mehrheitliche Unterstützung bekommt. Das verlangt von den Beteiligten einige Disziplin. In den Verhandlungen war dies ein gutes Erlebnis, es ist das erste Mal, dass selbst Extreme zurückstanden und das Gemeinsame vor das Trennende stellten.

Was ist das Verhandlungsergebnis? Den Senkungen der Ausgaben steht eine Steuererhöhung im gleichen Umfang gegenüber. Es werden gleichzeitig Vorstösse eingereicht zum TOBS, zu den Neuen Museen und zur Bibliothek.

Drei Kröten habe ich zu schlucken:

  1. Es wird kaum in der Verwaltung gespart, Personalkosten werden nicht reduziert. Damit meine ich nicht Lohnsenkungen – die wären dumm – sondern effizientere Organisation der Verwaltung und Abbau von Leistungen.
  2. Die Steuern werden erhöht, zwar moderat, aber ohne die vorbehaltlose Überprüfung der Verwaltung? Das ist die grösste Kröte.
  3. Das Orchester wird zwar nicht gestrichen, wie es Cédric Némitz vorgeschlagen hat. Aber dem TOBS wird die mittelfristige Aufgabe gestellt, auf 360’000 Franken der Stadt Biel zu verzichten. Das sind ceteris paribus Kürzungen von weniger als 8%. Das ist die kleinste Kröte, denn die Stiftung hat genügend Zeit und das Publikum sollte bei den fast 14’000 Unterstützerinnen und Unterstützer wohl den grössten Teil leisten können.

Da kann man sich fragen, warum ich diese Kröten schlucke? Weil es Zeit wird, dass die Stadt Biel einen Mitte-Rechts-Gemeinderat erhält. Der Schulterschluss zum verantwortungsvollen Verhandlungsergebnis ist die Hauptprobe, bei der ich nicht fehlen will. Und ja, wenn die Partei und die Verbündeten wollen, werde ich kandidieren.

NR 2015 Cadetg

Negative Profilierung?

In der Politik ist Lügen an der Tagesordnung. Das ist zwar unangenehm für die Wähler/innen und spricht nicht gerade für einen Exekutivpolitiker, aber Lügen haben in der Regel kurze Beine. Tricks werden auch gerne angewendet. Werden sie entlarvt, dann wird abgestraft.

All das geschah auch während der Haushaltsanierungsdebatte im Bieler Stadtrat. Der Trick des Gemeinderates ging etwas daneben und Mitte-Rechts hat betupft reagiert. Es ist ja auch enttäuschend, wenn der gemeinderätliche Vorschlag ernst genommen wird, wenn ernsthafte Beschlüsse zur Verbesserung gefasst werden sollten und wenn die Hitzköpfe in den eigenen Reihen dazu verpflichtet werden, nichts aus dem „Topf B“ zu nehmen – und dann lässt einen der Angegriffene mit einer List ins Leere laufen. Das Mitmachen war für mich persönlich zwar vernünftig, ging mir aber ziemlich gegen meinen Willen. Wenn nun die Linke beleidigt reagiert, dann ist das alles andere als konstruktiv.

Trotz dem Ernst der Lage werde ich versuchen, die Sanierung der Bieler Finanzen zu unterstützen. Ich werde versuchen, meine etwas konsequentere Haltung – mehr Einschnitte, weniger Steuererhöhung – nicht bis aufs Letzte zu verteidigen, sondern das Machbare und Tolerierbare zu suchen.

Zum TOBS? Von mir bekommt keiner eine Stimme zum Tod des Orchesters. Das ist wichtige Kultur und da sind meine Freunde drin, habt bitte Verständnis. Allerdings haben in der Debatte Orchestervertreter gesagt, man würde vielleicht das Ergebnis verbessern können und hätte einfach einen offeneren Auftrag gebraucht. Das schleckt keine Geiss weg: Der Kulturdirektor hat die Summe genannt, jetzt wird sie im Raum stehen und wahrscheinlich auch umgesetzt werden.

Der nächste Meilenstein könnte die Ablehnung des Bieler Budgets 2016 sein. Die Versuchungen zur negativen Profilierung sind gross, 2016 sind Wahlen.

Nachhaltige Haushaltsanierung – jetzt wird es ernst (Sparen in Biel – Saison 2015, Folge 7)

Beginnen tut die Bieler Haushaltsanierungsdebatte II/2015 mit den Haltestellen der Busse, die gestrichen werden. Dann kommt die Nette Toilette bzw. treten die alten Herren auf, die für die öffentlichen Toiletten kämpfen. Sie werden von der vereinigten Mitte-Rechts überstimmt.

Wenn es um die Strassenreinigung geht, dann wird es grundsätzlich. Da hätte die Baudirektorin vorsichtiger zu Werke gehen können. Sie hätte vorschlagen können, verschmutzungsabhängig die Reinigung zu reduzieren. Sie habe eine sichtbare und einschneidende Massnahme gebracht, sagt die Gemeinderätin. Und geht unter.

Reduzierter Strassenunterhalt, da sind wir dagegen. Aufgeschobener Unterhalt ist keine Sparmassnahme. Wo bleibt da die Nachhaltigkeit, liebe grüne Baudirektorin?

Kein Beitrag für Parc Chasseral macht scheinbar keinen Schaden. Und für den Tierschutzverein schlägt der zuständige Gemeinderat vor, zu spenden. Fritz Thomke enerviert sich und erinnert daran, dass die Hundesteuer hoch sei und man damit nicht die SIP finanzieren soll, die den Leuten sagt, sie sollen den Robidog brauchen, was sie eigentlich wissen sollten. Mit 27:25 wird hier nicht gespart. Dann aber ist die Schwanenkolonie Geschichte. Beim Tierpark geht es ein wenig länger, aber er bleibt unbeschadet. Die Galerie ist gut gefüllt.

Jetzt geht es ans Orchester. Die Finanzdirektorin schaut nach oben, der Kulturdirektor lächelt kurz. Stefan Kaufmann drückt unsere Mühe mit der Massnahme aus, weil wir nicht wissen, wie ehrlich sie gemeint ist. Es ist nicht Aufgabe des Gemeinderates, dem TOBS in den Betrieb zu greifen. Die Massnahme soll bleiben, 7.5% ist machbar in zwei Jahren. Aber ein Projektorchester wollen wir nicht. Die Linke droht laut und heftig. Cédric Némitz sieht die Niederlage kommen und zieht zurück, offensichtlich im Namen des Gemeinderates ohne formelle Abstimmung. In seiner Haut möchte ich nicht stecken.

Eintreten beschlossen und erste Beschlüsse (Sparen in Biel – Saison 2015, Folge 6)

Es brauchte 2.5 Stunden Ratszeit, damit Eintreten beschlossen wurde. Rechts wie links wird nicht bestritten, dass es ernst ist.

Der Stadtpräsident nimmt aus Kaufmanns Votum die katastrophale Kommunikation des BKS-Direktors zum Anlass, flapsig zu bemerken, dass schlechte Kommunikation nicht dasselbe sei wie die Kommunikation schlechter Nachrichten. Dabei ist die schlechte Nachricht klar: Die Stadt Biel lebt über ihre Verhältnisse. Die Arbeit ist kritisiert worden, nicht die Nachricht.

Bestrittene Punkte und Resultate:

1-9 Die Publikation „a propos“ wird eingestellt.

1-20 Schachfestival. Fritz Thomke findet jede Broschüre kommunikativ im Gegensatz zum Festival „ä Schyssdräck“. Die Unterstützung ist breit, 125’000 werden gesprochen, 51’000 weniger als vor zwei Jahren. Der Stadtpräsident will den ganzen Betrag streichen, gleichzeitig bedauernd, dass es dadurch in Biel nicht mehr existieren kann. Ich korrigiere meinen Fehler vom letzten Mal und stehe auf für den Gemeinderatsvorschlag. Mit 25:24 wird die Subvention beibehalten. Das lässt nichts Gutes erhoffen.

4-11 Klassengrösse. Mit Votum von mir, wie gehabt. Es wird gestritten, votiert und die Wahrheit für sich gepachtet. Es ist 22:50, die Abstimmungen beginnen. Das Resultat: Die Klassengrössen werden um 1 erhöht.

4-21 Schulische Aktivitäten. Der Gemeinderat soll nicht das Skilager abschaffen, sondern den Budgetposten der (ausser-)schulischen Aktivitäten um 40kCHF kürzen.

3-8 Weniger städtisch finanzierte Integrationsangebote: Angenommen.

3-24 Zurückgezogen, weil nicht realisierbar. 3-27 (Motion Studer Umsetzung, trotz falscher Berechnung), 3-26 (Eingesparte Subventionen DSS 2014): Zustimmung.

4-34 Die verbilligten Bus-Abos werden nicht wieder eingeführt.

Und jetzt gehen wir heim, es ist 23:46.