Ob Mario Cortesi unter anderen mich meinte, wenn er sich schämt „für jene hirnlosen Politiker, die (…) im Herbst spontan und voreilig seinen Rücktritt forderten“ (Biel Bienne vom 11.02.15, S. 5, vollständiges Zitat weiter unten)? Dann sollte er den Mut haben, dies auch zu schreiben. Denn ich war der erste und trage deshalb auch die Verantwortung dafür.
Gerade er, der so sehr darunter gelitten hat, dass nicht seine wirkliche Leistung, sondern seine Gesinnung beurteilt und verurteilt wurde, verliert im entscheidenden Moment den Durchblick? Dass die kurze Reportage sehr privat und farbig ist, tut zur Beurteilung der Arbeit des Sozialdirektors nichts. Was Politiker daheim tun, hat uns nur beschränkt zu interessieren. Sie sollten anständig bleiben, das bestimmt. Hingegen darf uns weder ihre schwere Kindheit, noch ihre sexuelle Orientierung, geschweige denn ihre religiöse Ausrichtung den Blick auf ihre Politik verschleiern. Ob und was einer Preis gibt, ist seine Sache. Im Falle des kritisierten Sozialdirektors ist es ein rührseliges Ablenkungsmanöver. Geschickt, sympathisch oder peinlich, je nach Betrachterin oder Betrachter.
Wie ich in der Reportage gesagt habe: Beat Feurer ist mir sympathisch. Der Sozialdirektor tut aber seine Arbeit nicht richtig, wusste worauf er sich einliess und vergisst seine Wahlversprechen. Er steht mit seinem Tun in krassem Widerspruch zu dem, was seine Partei national verlangt. Derjenige, der „ungemein grosszügig im Preisgeben von Privatimen“ ist, gibt uns als Gemeinderat die vollmundig angekündigten Lösungen nicht.
Die Rücktrittsforderung war weder spontan noch voreilig. Der Bericht Hubacher hat neben der sattsam bekannten Unordnung, die der Vorgänger hinterliess, deutlich gezeigt, dass der SVP-Mann eben dies nicht ist: Ein SVP-Mann.
Nun, von Mario Cortesi haben wir in den vergangenen Jahrzehnten viele treffende Kommentare auf der Basis akribischer Recherchen lesen dürfen. In der letzten Zeit verrennt er sich öfters.
Mario Cortesi im Biel Bienne vom 11.02.15, Seite 5: "«Beat Feurer bleibt» – unter diesem Titel widmete das Schweizer Fernsehen am Sonntagabend dem Bieler Sozialdirektor eine halbstündige Reportage. Dabei beanspruchte der Knatsch in der Sozialdirektion nur einen Teil der Sendung, viel Platz wurde dem (unbekannten) Menschen Feurer eingeräumt, der ungemein grosszügig im Preisgeben von Privatimen war. Dass er als kleines Kind ein Jahr lang im Spital lag, weil die Mutter seine Füsse mit heissem Wasser verbrannt hatte. Dass sich seine Mutter umbrachte, als er fünf war. Dass er aus seiner Kirche verstossen wurde, als er sich als Homosexueller outete. Dass er der grossen Liebe seines Lebens (einem Albaner) nachtrauert, dass er zuhause eine vierköpfige, vaterlose Tamilen-Familie beherbergt. Der Widerspruch zwischen landes- üblicher SVP-Politik und dem Glauben an Mitmenschen – egal aus welchem Land sie kommen –, wurde spürbar. Trotz Widerspruch besser für Biel, dass dem Sozialen ein Gutmensch und nicht einfach ein technokratischer Rausschmeisser vorsteht. Und man schämt sich für jene hirnlosen Politiker, die – ohne den Bericht Hubacher und den Menschen Feurer zu kennen – im Herbst spontan und voreilig seinen Rücktritt forderten."